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Gedanken zu dieser Zeit

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Gedanken zu dieser Zeit

Ein älterer Mensch, den wir gut kennen, fasst seine Gedanken immer mal wieder in Reinform zusammen. Wir sind in einem Alter, wo die Gedanken gerne mal in die Vergangenheit gehen. Ich glaube, es ging genauso auch unseren Eltern, Großeltern, Urgroßeltern. Und alle haben das, was neu war, die Veränderungen der Orte, der Gesellschaft kritisch hinterfragt. Genauso machen wir es heute. und wir kritisieren es, vor allem das, was wir nicht mehr erfassen und nachvollziehen können. Es ist ja auch so, die Technik hat sich rasend schnell entwickelt. Wir wissen genau, es ist nicht alles schlecht, was neu ist. Möchtet ihr zurück in die Zeit, wo der Zahnarzt noch mit Tretbohrer an uns rummachte und es so weh tat? Vergessen haben wir es nie! Möchtet Ihr in die Zeit zurück, wo nach einer Blinddarm OP noch drei Tage nicht gegessen und getrunken werden durfte und das auch im heißen Sommer? Heute mit den Infusionen, ist das alles nicht mehr so qualvoll, der Bohrer beim Zahnarzt ist schneller und gekühlt und so Vieles ist besser, nur das fiel mir gerade ein. Ich habe noch Bücher von Jürgen Thorwald, das Jahrhundert der Chirurgen und das Weltreich der Chirurgen, sein Großvater war wohl Arzt und Medizinjournalist. Ich habe die Bücher gefressen. Es ist so viel Neues, was wirklich schön, praktisch und gut ist.

Es ist auch immer so gewesen, dass ältere Menschen der wahnsinnig sich so unglaublich schnell ändernden Technik nicht so locker folgen konnten. Und so geht es jetzt uns, während die Jugend das Smartphone nicht mehr aus der Hand legt, Leute am Laptop in der Bahn schon zu arbeiten beginnen, schaffe ich es gerade noch, damit zu telefonieren. Mein Mann sollte im Betrieb noch mit den Computer zu arbeiten anfangen, längst stellte er fest, dass er immer noch gefragt war, als Problemlöser im Handwerk, aber die Jugend ihm mit den modernen Medien da den Rang ablief. Das war nicht seine Welt, bei der letzten großen betrieblichen Abfindungsaktion war er dabei. Das hat uns lebenswerte, aber auch finanziell arg knappe Jahre beschert. Ich wollte einen Computer, als er in Rente ging, mehr als Schreibmaschine, weil ich schnell, aber leider oft fehlerhaft schreibe. So kann ich doch das eine oder andere korrigieren, was mit der Schreibmaschine ein Gemoschte war, viel Papier und Nerven kostete. Nach und nach habe ich mir einige Funktionen erarbeitet, die mir heute nützlich sind, meinen Mann aber total überfordern, z. B Adressen raussuchen, Termine machen, div. Anschreiben machen. Besonders jetzt, Informationen suche ich mir raus, wo ich den Ärzten schon mal Fragen stelle, und sie merkten wir sind nicht die demütigen, alles hinnehmenden Patienten wie ehemals, sondern kritische denkende Leute, keine Befehlsempfänger mehr und Weißkittel gläubig wie damals. So ändern sich die Zeiten und der Rückblick auf früher verklärt auch so manches. Wir blenden auch das Negative der Zeit gerne aus, die verlogene moralisierende einengende Haltung unserer Eltern gegenüber uns jungen Menschen, die die 68iger so massiv durchbrachen. Das war auch längst nicht alles gut, was da gelaufen ist, es hat aber Veränderungen angestoßen die fällig waren. Nein, das Neue ist nicht alles gut, aber auch längst nicht alles schlecht, negativ denkende Leute kramen auch aus der Erinnerung so viel Negatives hervor.

Sicher der Krieg u seine Folgen kann man nicht positiv sehen. Und das war für viele Menschen leider eine prägende Zeit, die sich tief eingebrannt hat. Wenn sie das als negativ in den Erzählungen hervorholen, dann muss man es akzeptieren.Dass wir als Kinder noch selbstverständlich häufig von Eltern und Lehrern geprügelt wurden, ist auch eine negative Erinnerung.

Auch das hat Leute wie mich geprägt, aber ich versuche seelisch gesund zu bleiben, und krame gerne in meiner Erinnerungskiste das Positive hervor, weil es mir mehr guttut. Alles hochjubeln und glorifizieren wäre auch nicht der richtige Weg. Also auf der goldenen Mitte der Sachlichkeit und Ehrlichkeit bleiben! Ich kann es nur empfehlen.


Es gibt einen schönen Spruch, dessen Verfasser mit unbekannt ist

Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt.


© Karin Oehl


 

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