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Unverhofft kommt oft

Unverhofft kommt oft


Unverhofft kommt oft


Normal verlassen wir das Bett, selbstverständlich beginnen wir unseren Alltag und rechnen nicht mit Bösem. So ging es uns und wohl der Mehrzahle von Menschen um uns auch an diesem Tag, ganz normale Menschen, ganz normale Abläufe. So ging es auch den Feuerwehrmännern bei Dienstantritt, obwohl sie immer mit neuen Herausforderungen rechnen müssen. So ging es wohl auch dem LKW-Fahrer, der gestern am späten Nachmittag in unserer Nähe um die Ecke bog. So ging es wohl auch dem 10jährigen Jungen und seinen Eltern an diesem Tag. Er setzte sich aufs Rad und fuhr ganz selbstverständlich los.

Und dann das!


Von einem Moment auf den anderen verlief das Leben dieser Menschen ganz anders, es änderte sich alles. Wir sahen nur das Blaulicht und die gesperrte Kreuzung.Wir konnten abbiegen und durch ein Parkhaus am anderen Ender ausfahren und unseren Alltag wieder weiter leben. Und der Fahrer des LKW, der beim Abbiegen den Jungen überfuhr? Sicher hat er es nicht absichtlich und mit Vorsatz getan. Ein Augenblick der Unachtsamkeit, Ermüdung, abgelenkt sein, genügt doch, um ein Unglück auszulösen. Und die Eltern des Jungen, die benachrichtigt werden mussten? Wie tief müssen der Schrecken und das Entsetzen sein, wie viele Fragen kommen auf? Ja der Junge überlebte, war ansprechbar, so berichtet heute die Zeitung. `Über die Art der Verletzung und die Prognose wurde nichts geschrieben.

Wie auch?

Und die Polizisten vielleicht alles Väter auch gleichaltriger Kinder? Wie mag es ihnen gehen? Gerade Unfälle mit Kindern gehen auch solchen scheinbar hartgesottenen Menschen nicht am verlängerten Rücken vorbei. Und die Sanitäter, die den Jungen betreuten, vielleicht sind sie auch Eltern? Und das Kind? Welchen Schrecken, welche 'Angst muss es ausgestanden haben.  Wird es wirklich ganz gesund oder bleiben heftige Narben am Körper und auf der Seele? Bleiben Behinderungen, die alle Lebensentwürfe zunichtemachen? Wir haben nur die gesperrte Straße und Blaulicht gesehen und machen uns unsere Gedanken dazu. Auch wir sind Eltern und Großeltern haben Schrecksekunden erlebt. Wir fuhren weiter und nahmen unseren Alltag wieder auf. Wir sind in Gedanken noch immer dabei, bei allen Betroffenen, fühle uns beklemmt und betroffen. Wie mag es dem Jungen und seinen Eltern gehen wie dem Fahrer, den Helfern direkt vor Ort, den Augenzeugen. Sowas wirkt doch nach.


Wie oft habe ich es gelehrt: Unverhofft kommt oft.


Nachtrag

Der Junge, über dessen Unfall ich gestern so meine Gedanken schrieb, ist wenige Stunden danach im Krankenhaus verstorben Wir sahen die Blumen und Kerzen am Wegesrand. Es soll nun dort wohl ein weißes Geisterrad aufgestellt werden. Alles symbolische Handlungen, teils mahnend, teils tröstlich, Es ist gut sowas zu tun und zu praktizieren. Dennoch es bringt Eltern ihr Kind nicht zurück und ein LKW-Fahrer muss lebenslang mit der Gewissheit leben, ein Kind getötet zu haben, ob es sich nun rausstellt, ob er schuldig ist oder nicht, das ändert an der Tatsche nicht. Ich möchte nicht mit ihm tauschen.


© Karin Oehl


 
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