Roswitha Wegmann-Kunstmalerin- Autorin

R.Wegmann
Verehrte Leser/innen heute stelle ich euch in dieser Rubrik das Lebenswerk von Roswitha Wegmann vor. Roswitha ist Kunstmalerin, Autorin und natürlich ein liebenswerter, toller Mensch. Ich verfolge das künstlerische Schaffen von Roswitha schon sehr lange und habe bereits vor längerer Zeit auf dieser Seite, in der Rubrik Künstler im Porträt über Roswitha berichtet.

Bild und Text als zusammenhängende, sich ergänzende Ausdrucksmedien zu transportieren, das ist Roswitha mit ihrer Kunst eindrucksvoll gelungen. Nachfolgend stelle ich ihnen einen Querschnitt ihres künstlerischen Schaffens aus beiden Bereichen vor.
 
 
 Was unterstreicht diese Aussage besser als das Zitat von Moritz Wullen ,seines Zeichens Direktor einer Kunstbibliothek.

„Die theoretisch gezogene Trennlinie zwischen Bild- und Textkommunikation entspricht nicht mehr unserer heutigen Wirklichkeit.“

 

 Zur Person

Roswitha Heidi Wegmann-Grüter,

geboren am 20. Januar 1942 in Solothurn.
 

Aufgewachsen im Kanton Aargau. 4 Jahre Bezirksschule Baden. Ausbildung zur Girl- und Kinderkonfektionsschneiderin in Zürich. Zu dieser Zeit machte sie ihre ersten Malversuche.Von 20 bis 24 verheiratet. Danach Aufenthalte in Genf, Lausanne, USA, Griechenland und Israel. – Heimkehr. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Viele Wohnungswechsel. Dann drei Jahre in Lengnau wohnhaft und in Baden als Taxichauffeuse tätig.
 
1981 zweite Ehe. Sesshaft geworden in Bassersdorf ZH. Hier hat sie ernsthaft mit Malen begonnen. Diverse Ausstellungen. Eine Zeit lang Marmor bearbeitet, bis ihre Fingergelenke reklamierten ...
 
Die Thematik ihrer Bilder bewegt sich zwischen romantischem Realismus und surrealen Traumbildern.


Anderswo     anderswo                                                     giulietta.masina   giulietta.masina          
  

   
                        kraft.der.stille                                                           transzendentalTranszendental
                    Kraft der Stille
 
 Roswithas Bilder

Ein junger Mann hat einmal von ihr verlangt, Unvorstellbares zu malen. Er wünschte sich ein Bild, auf dem etwas zu sehen ist, das er sich nicht vorstellen kann. Sobald Roswitha aber den Pinsel ansetzt, wird aus der Einheit auf der Leinwand die Zweiheit. Ein einziger Punkt auf der weißen Fläche macht es uns möglich zu unterscheiden. Wären wir nicht in der Dualität daheim, gäbe es keine Unterschiede. Und somit nichts Vorstellbares.

Sie hat sich mit Einstein befasst, um dem Wunsch des jungen Mannes auf irgendeine Art entsprechen zu können.

Und immer wieder die Zeit …
Das Ölbild »All-Zeit« ist entstanden. (140x200cm) Ich habe nichts Neues, Unbekanntes geschaffen. Ich kann nur mir bereits Bekanntes, Erfahrenes oder Gelerntes wiedergeben. Auf meine Art. Das ist das einzig Spezielle, sagt Roswitha Wegmann.

In Ihren Bildern ist der Mensch mit der Natur verbunden. Weil jeder von uns und alles um uns ein Teilchen von unserer Mutter Gaia ist. Sie malt Bilder aus ihrem Inneren – und versucht in die Tiefen der menschlichen Seele zu schauen. Was dabei entsteht, ist ein fantastischer Realismus.

 rueckblick
 
 

         Rückblick auf den Tanz des Lebens

                      140x200cm

 

                 Porträt ihrer Mutter


   
Roswitha
 
Zeit kann ich erahnen, wenn ich mich dem Moment widme,
mich mit meinen Gedanken und Taten im Hier und Jetzt befinde.
Jeder Augenblick, den ich bewusst erlebe,
ist beim nächsten Gedanken schon Vergangenheit
und bleibt nur in der Erinnerung lebendig.
Roswitha
 

Nutze diesen Moment der Stille, tauch ein in meine Gedankenwelt,
die ich dir in der Gaunerkomödie
»Seelentausch«, dem Roman »Der noble Sarg«,
dem Kriminalroman »Der Fall Arbenz«,
in Kurzgeschichten und Gedichten offenbare.

Betrachte meine Bilder und träum dir deine eigene Geschichte dazu.


Allein –

doch innerlich nicht einsam
genießt sie die Ruhe,
die Wildheit der Natur – hält inne,
lauscht dem Zirpen und Rauschen,
möchte um nichts in der Welt
den Moment der Besinnung eintauschen.

Sie findet ihre Mitte
fern von den Städten,
dem Hetzen und Rennen
um Geld, Ruhm und Ehren
und der Einsamkeit der umherirrenden
Menschenseelen.

© Roswitha

 Zeitungsbericht
 
 Stubenhockerin
 

Roswithas Bilder
 
Ein junger Mann hat einmal von ihr verlangt, Unvorstellbares zu malen. Er wünschte sich ein Bild, auf dem etwas zu sehen ist, das er sich nicht vorstellen kann. Sobald Roswitha aber den Pinsel ansetze, wird aus der Einheit auf der Leinwand die Zweiheit. Ein einziger Punkt auf der weißen Fläche macht es uns möglich zu unterscheiden. Wären wir nicht in der Dualität daheim, gäbe es keine Unterschiede.
Und somit nichts Vorstellbares.

Roswitha hat sich mit Einstein befasst, um dem Wunsch des jungen Mannes auf irgendeine Art entsprechen zu können.
Und immer wieder die Zeit ...

Das Ölbild »All-Zeit« ist entstanden. (140x200cm) Sie hat nichts Neues, Unbekanntes geschaffen. Ich kann nur mir bereits Bekanntes, Erfahrenes oder Gelerntes wiedergeben,sagt sie.

Auf meine Art. Das ist das einzig Spezielle.
In meinen Bildern ist der Mensch mit der Natur verbunden. Weil jeder von uns und alles um uns ein Teilchen von unserer Mutter Gaja ist. Ich male Bilder aus meinem Inneren – und versuche in die Tiefen der menschlichen Seele zu schauen. Was dabei entsteht, ist ein fantastischer Realismus.
Wie sind deine Vorstellungen zu diesem Thema?
Möchtest du mit mir darüber philosophieren?
 
all.links.halb
 
 
 
 
ALL-ZEIT
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Spätes Glück

Am Ende der Welt leuchtete ein gespenstisches Licht, kroch hinter den im morgendlichen Dunst liegenden Alpen hervor, verbrämte die Zacken der Berge mit einem rötlichen Schimmer. Nach wenigen Sekunden schien der Horizont zu brennen, und schon lugte der Rand des Feuerballs über die fernen Gipfel. Rasch stieg die Sonne in den zartblauen Himmel hinauf, verlor die kräftige Farbe, bündelte das Licht in gleißende Strahlen, verzauberte die Tautropfen auf der Waldwiese in ein Meer von funkelnden Diamanten.

Ich drückte ein paarmal auf den Auslöser, hüpfte übermütig durch das nasse Gras und pfiff meinem Hund, der einem unfreundlichen Jogger nachrennen wollte. Der Typ hatte keine Zeit, mein fröhliches »guten Morgen« zu erwidern. Was soll’s!

Wie oft schon bannte ich diese für mich immer wieder phänomenale Stimmung eines Sonnenaufgangs auf den Film! Mein Mann Gabriel und ich waren Berufsfotografen, betrieben seit vielen Jahren ein gutgehendes Fotostudio in der Kleinstadt Kobern. Mit unserem großen Mischlingshund Asco verbrachte ich jeden Morgen zwei bis drei Stunden im nahen Hornauer Wald. Wir streunten vergnügt durch das Unterholz, als Asco plötzlich die Nase witternd in die Höhe hob. Zuerst glaubte ich, ein Fuchs schnüre sorglos in der Nähe vorbei, doch Ascos Verhalten deutete nicht auf eine Wild Spur hin. Er zwängte sich unter ein Gebüsch und zerrte einen Plastiksack hervor, setzte sich hin und winselte.

»Was hast du denn da gefunden? Zeig her, Asco,«

Ich drückte gewohnheitsmäßig auf den Auslöser, streckte dann die Hand nach dem Sack aus – und zuckte zurück. War da nicht ein leises Wimmern zu hören? Asco stupfte vorsichtig an seine Beute und schaute mich mit treuem Hundeblick herausfordernd an. Wild pochte mein Herz, und mit zitternden Fingern öffnete ich die Tragtasche, bereit, sofort zurückzuspringen. Doch als ich hineinsehen konnte, stockte mir der Atem. Asco wedelte wie verrückt mit dem Schweif und begann zu bellen.

In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Ich sank auf die Knie, drückte den Sack bebend an meine Brust, spürte schmerzhaft einen Kloß im Hals, der mir den Atem nahm. Keuchend schnappte ich nach Luft. Heiß brachen die aufgestauten Gefühle aus meiner Seele, brannten in den Augen, bis endlich die erlösende Flut der Tränen mir Linderung verschaffte. Instinktiv schmiegte Asco sich an mich, leckte mir schlabbernd das salzige Wasser vom Gesicht, äugte aufgeregt hechelnd auf seinen Fund.

Fünfzehn Jahre waren Gabriel und ich verheiratet. Alma und Gabriel Schaller, ein glückliches Paar, kinderlos. Das war der einzige wunde Punkt in unserer Beziehung. Ganz hatten wir die Hoffnung nie aufgegeben, obwohl wir nicht mehr darüber sprachen. Vielleicht musste gerade ich dieses fortgeworfene Kind finden, ich, die so gerne Mutter geworden wäre! Das kleine Wesen atmete, gab leise, herzergreifend jammernde Töne von sich, suchte die vermisste Wärme, die ich ihm geben wollte. Auf einmal hatte ich es sehr eilig. Das Neugeborenen brauchte ärztliche Hilfe!

Dank Ascos feiner Spürnase und meinem entschlossenen Handeln konnte das Baby gerettet werden. Es war ein Mädchen, das Gabriel und ich spontan Mia nannten. Der Name gefiel auch den Krankenschwestern und den Behörden. Da die leibliche Mutter nicht gefunden wurde, bekamen wir die kleine Mia nach zähem Ringen in Pflege. Bis das Findelkind uns zugesprochen wurde, gingen wir durch mehr als nur eine Hölle. Als wir nach zwei Jahren den Adoptionsvertrag unterschreiben durften, schwebten wir im siebten Himmel. Wir genossen das späte Glück in vollen Zügen, fotografierten von Beginn an jede Phase des prächtig gedeihenden Babys und stellten die gelungensten Bilder im Schaufenster aus. Das von unseren Kunden am meisten bewunderte Foto zeigte Mia auf der mit bunter Restwolle gehäkelten Decke, in die sie eingewickelt war, als Asco und ich sie fanden. Der Hund teilte unsere anhaltende Euphorie und wurde der kleinen Mia ein toller Spielgefährte.

Den ersten Trennungsschmerz erlebte ich, als Mia in den Kindergarten aufgenommen wurde. Gabriels weise Sprüche über die Kunst des Loslassens gingen mir auf die Nerven, obwohl er natürlich Recht hatte. Ich durfte das Kind nicht wie eine Trophäe hinter Glas geschützt verkümmern lassen, musste seine Kontaktfreudigkeit unterstützen und seine Selbstständigkeit fördern.

An einem wunderbaren Maitag kam Mia nicht aus dem Kindergarten nach Hause. Die Suche der Polizei blieb erfolglos. Gabriel, Asco und ich suchten die ganze Stadt ab, durchstöberten den Hornauer Wald kreuz und quer. Nichts. Für uns brach die heile Welt wie ein Kartenhaus zusammen. Ich verfiel in eine tiefe Depression, malte mir die grausigsten Taten aus, denen mein geliebtes Kind womöglich zum Opfer gefallen sein konnte. Nach einigen Wochen kam ich wieder zu mir, erwachte aus der Erstarrung, fand Trost in Gabriels Armen, der nicht weniger litt als ich. Gemeinsam versuchten wir, unser Leben wieder in den Griff zu bekommen, gingen den täglichen Pflichten nach und hofften auf ein Wunder. Nach drei Monaten gab uns die Polizeipsychologin mit wenig tröstenden Worten zu verstehen, dass wir uns mit dem Verlust unserer Mia abfinden mussten.

Heute wäre Mia fünf Jahre alt geworden. Wir hockten vor dem Strauch im Hornauer Wald, wo Asco sie einst fand. Die fünf Kerzen brannten unbesonnen ab, und wir fragten uns nach dem Sinn des Lebens. Energie war keine mehr vorhanden und die Motivation, weiter zu suchen, verblasste im Laufe der Zeit. Gabriel und ich klammerten uns an ein unbestimmbares Gefühl, das uns sagte, dass die kleine Mia lebte; dass es ihr gut ging.

Weihnachtstag … Wir hatten in unserem Fotogeschäft alle Hände voll zu tun. Die Arbeit lenkte uns ab, verschaffte Abstand vom Seelenschmerz, der unablässig an der Substanz unseres Seins nagte. Bald war Feierabend, die letzten Kunden wurden bedient.

Da hörten wir eine dünne Stimme wie Engelsgesang in unseren Ohren: »Mami! Papi!«

Der kleine Körper flog in unsere weit geöffneten Arme, die das so lange vermisste Kind umschlangen, zwischen unseren hämmernden Herzen einschlossen. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden, nicht wagten, die Augen zu öffnen, aus Angst, einer Halluzination zum Opfer gefallen zu sein, oder ob tatsächlich unsere Mia zwischen uns atmete. Gabriel bemerkte die junge Frau zuerst, die wie zur Salzsäule erstarrt im Laden stand. Er löste sich sanft von Mia und mir, ging langsam auf sie zu.

»Haben sie unsere Tochter gefunden und uns wiedergebracht?«, fragte er leise.

Die Frau schöpfte tief Luft und brach zusammen.

»Ramona!«, rief Mia erschrocken, flüsterte ängstlich: »Ist sie tot, Mami? Sie hat gesagt, sie sei meine richtige Mutter. Ist das wahr?«

Heftig drückte ich Mia an mich und Gabriel murmelte: »Nein, Mia, sie ist ohnmächtig geworden. Ich rufe den Notarzt.«

Ramona hatte einen Kreislaufkollaps erlitten. Die junge Frau war unterernährt und ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Einen winzigen Augenblick wünschte ich, der Faden möge reißen, fühlte sogleich Scham wie heiße Lava durch meinen ganzen Körper schießen. Trotz des unsäglichen Leids, das uns die Frau durch die Entführung Mias zugefügt hatte, durften wir sie nicht vorschnell verurteilen. Als wir mit Ramona sprechen durften, war sie noch sehr schwach. Ihre Beichte berührte uns schmerzhaft. Mit vierzehn wurde sie von ihrem drogensüchtigen Freund schwanger und ihre streitsüchtigen Eltern warfen sie aus dem Haus. Die beiden tauchten unter, schlugen sich irgendwie durch. In der Nacht, als das Baby kam, war sie mit ihrem Freund allein. Die Geburt verlief glatt, doch Ramona fühlte sich so miserabel, dass es ihr völlig egal war, was mit dem Kind geschah.

Ihr Freund war der Jogger gewesen, dem Asco nachrennen wollte!

Dass das Baby gefunden und gerettet und später adoptiert wurde, blieb den jungen Eltern nicht verborgen. Ramona wusste, wo ihr Kind sich befand. Oft kam sie aus der Großstadt und schlich um das »Fotogeschäft Schaller« herum, betrachtete die Fotos von ihrer kleinen Tochter im Schaufenster. Als ihr Freund an einer Überdosis krepierte, war sie plötzlich von dem Wunsch besessen, ihre Tochter bei sich haben zu müssen, um ein neues Leben beginnen zu können. Sie entführte Mia, versteckte das Kind in ihrem schäbigen Zuhause, wo sie ihre Freier empfing, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Überfordert und vom schlechten Gewissen geplagt, wurde Ramona magersüchtig. Völlig entkräftet entschloss sie sich, das Kind zurückzubringen.

Ramona musste ihre Strafe nicht im Gefängnis absitzen. Sie verbrachte zwei Jahre in einer Heilanstalt, dann durften wir sie bei uns aufnehmen. Sie war ja selber fast noch ein Kind! Wir bereuten nie, die leibliche Mutter unserer adoptierten Tochter bei uns aufgenommen zu haben. Auch ihr war ein spätes Glück beschieden, das sie dankbar annahm.

© Roswitha Wegmann, Autorin


 

Wenn die Engel singen

©Roswitha Wegmann

In mich hineinhorchend blieb ich einen Moment im Gras liegen, nahm hoch über mir im Wind silbern flirrende Birkenblätter wahr. Im milchigen Blau des Frühlingshimmels hing blass ein Stück Mond unter ein paar flauschigen Schäfchenwolken und ihm gegenüber rutschte die Sonne knallrot hinter die Hügel, leckte mit ihren langen, goldenen Strahlen das restliche Blau des verblassenden Tages weg. Mit einer Unmutsgebärde wischte ich eine Ameise von meiner Stirn, sprang auf und brachte meine Kleider in Ordnung. Zwischen den hohen Stämmen von Blätter- und Nadelbäumen entschwand Karin meinem Blick.

Die Kerzen der Rosskastanie standen in voller Blüte.

Wie meine Liebe zu Karin.

Nein, wenn ich ehrlich zu mir selber war, war es reine sexuelle Begierde, die mich, seit einem Jahr an diese Frau fesselte. Das wurde mir jedes Mal bewusst, wenn der Trieb befriedigt war und ich mich eigenartig leer fühlte. Karin, die beste Freundin meiner Frau, schmeichelte meinem Ego. Sie bewunderte mein volles Haar, meinen geschmeidigen Körper und die jederzeit abrufbare Potenz. Setzte ich nur der Eitelkeit wegen meine seit zwölf Jahren glückliche Ehe aufs Spiel? Sah ich Karin mit ihrer dunklen, langen Mähne, den feurigen Augen, dem sinnlichen Mund und der Figur mit weichen Kurven, war es um meinen Verstand geschehen. Der Körper meiner Frau Iris war zart, sie trug ihre blonden Haare kurz, und die blauen Augen strahlten Wärme aus. In ihren Armen fühlte ich mich geborgen und erfüllt von Zärtlichkeit.

Als hervorragende und unglaublich kreative Floristin hatte Iris eine treue Kundschaft gewonnen und leitete ihr Reich in unserer Gärtnerei mit Hingabe. Unsere Beziehung litt ein wenig unter dem Geschäftserfolg und so war es für Karin ein Leichtes, mich in ihren Bann zu ziehen. Wir arbeiteten tagtäglich miteinander auf dem Feld. Sie war eine gute Landschaftsgärtnerin.

Ich, der eingebildete Gockel, saß in der Zwickmühle.

Hätte Iris ihre Freundin bloß nicht angestellt und ihr erst noch die kleine Wohnung unter unserem Dach vermietet! Die Frauen teilten sich sogar die Hausarbeit, kochten das Nachtessen gemeinsam. Jeden Abend saß ich mit meiner nichts ahnenden Frau und meiner Geliebten am selben Tisch.

Manchmal war ich mir selber zuwider.

Langsam schlenderte ich am Glashaus vorbei zum Haus hinüber, wo Karin bereits mit meiner Frau am Tisch auf der Terrasse saß, ihr heuchlerisch übers Haar strich und ihr vermutlich einen Witz erzählte, denn nun krümmten sich beide vor Lachen. Als ich ins Blickfeld der Frauen geriet, begann ich zu joggen, um meiner Frau weiszumachen, ich hätte nichts Anderes getan als jeden Abend.

 In den folgenden Wochen herrschte brütende Hitze. Wie jeden Morgen traf sich die ganze zwölfköpfige Belegschaft um halb zehn unter dem großen Sonnendach vor dem Blumenladen zum kreislauffreundlichen lauwarmen Tee und einem kleinen Imbiss.

Meine Frau ließ ihren Blick über die von ihr liebevoll gehegten zehn Engelstrompetenstöcke wandern, die den Parkplatz vor dem Blumenladen säumten und saget stolz: »Welch eine Pracht! So viele Trompeten haben noch nie auf einmal geblüht.«

»Kein Wunder bei der Pflege! Eine volle Stunde waren Sie ohne Kopfbedeckung an der prallen Sonne, obwohl Sie wissen, wie gefährlich das für Ihr Herz ist, Padrona«, rief die Lehrtochter.

Ich rügte meine Frau, bat sie, fortan vernünftiger zu sein. Karin warf mir einen Blick und ein zynisches Lächeln zu. Sie sagte nichts, aber ihr Gesichtsausdruck widerspiegelte ihre Gedanken. Es wäre schrecklich, wenn Iris sterben würde, fuhr mir durch den Kopf. Stellte mir lieber vor, wie schön es zu dritt im Ehebett sein könnte …

Wie durch Watte hörte ich die Angestellten über die Engelstrompeten flachsen, in denen das Gift schlummerte, das in Indien oft als Mord- oder Selbstmordmittel benutzt wurde.

»Habe mal mit meiner Freundin so einen Tee getrunken«, sagte Herbert. »Wirkte sehr anregend, muss ich sagen«, grinste er anzüglich.

»Meine Nachbarin schnetzelte einmal ein Blütenblatt in den Salat«, rief Sybille, »sie war den ganzen Tag so richtig aufgedreht und guter Stimmung.«

»Hört doch auf, so dummes Zeug zu labern«, sagte ich verärgert, »das Gift ist gefährlich, das weiß jedes Kind. Zweieinhalb Blüten reichen schon für eine gefährliche Vergiftung!«

»Eben«, warf Karin ein, »es kommt wie bei allen Rauschmitteln auf die Dosierung an, ist doch klar!«

»Wenn es anregend wirkt, sollte ich das auch mal probieren«, lachte Iris, erhob sich und scheuchte alle auf. »Schluss jetzt, die Arbeit ruft!«

 Iris litt von Tag zu Tag mehr unter der mörderischen Hitze. Am Freitagabend plagte sie ein trockener Husten und schier unstillbarer Durst. Trotzdem umspielte ihre Lippen ein leichtes Lächeln, als sie murmelte, sie sehe und höre Engel singen.

Karin half mir, Iris zu Bett zu bringen, kühlte ihre Stirn, meinte, die Halluzinationen würden von selbst verschwinden, sie brauche einfach Ruhe. Leise gingen wir aus dem Zimmer.

In der Küche liebten wir uns kurz und heftig.

»Hast du Iris etwas in den Salat gemischt?«, fragte ich keuchend.

»Und wenn?«, gurrte Karin und riss mich noch heftiger an sich.

»Heute ist der dritte Tag. Jedes Mal ein wenig mehr. Kein Mensch wird sich wundern, wenn ihr Herz plötzlich zu schlagen aufhört«, sagte sie, warf den Kopf nach hinten und stöhnte lustvoll.

In ihren schönen dunklen Augen lag ein teuflisches Glitzern, das mir Angst einflößte. Abrupt ließ ich von ihr ab.

»Hör sofort auf damit, Karin! Ich liebe Iris!«

»Mach dir doch nichts vor, Hannes. Du hast mir doch gerade bewiesen, wie sehr du mich brauchst und liebst!«

Als ich schwieg, sagte sie lachend: »Das war ein Witz, ich bin doch keine Mörderin! Iris ist meine beste Freundin, der ich nie ein Haar krümmen würde, und dich leihe ich mir hin und wieder aus.«

In dieser Nacht bescherte mir mein schlechtes Gewissen einen unruhigen Schlaf. Ich schämte mich und nahm mir vor, die Affäre mit Karin zu beenden. Iris hatte sich vertrauensvoll an mich gekuschelt und atmete ruhig. Ich nahm an, dass ein leichter Sonnenstich für ihr Unwohlsein am Abend verantwortlich gewesen war.

Auf einmal rüttelte Wind an den Fensterläden, Blitz und Donner folgten, und dann regnete es heftig. Die Luft kühlte merklich ab.

Am Morgen fühlte Iris sich frisch und voller Tatendrang.

Die Sonne hatte die Wolken verdrängt, doch die Temperatur war angenehm. Samstags hatten wir immer viel zu tun, aber heute standen die Kunden Schlange. Den ganzen Tag herrschte Hektik pur. Völlig erledigt standen wir zu dritt um zwanzig Uhr in der Küche und richteten ein einfaches Abendessen. Während ich den Tisch deckte, bereitete Iris eine kalte Platte zu, und Karin machte Selleriesalat. Für Iris legte sie einen Ring Ananas darauf, weil sie diese Kombination so gerne mochte.

Nach dem Essen stellte sich bei uns allen eine träge Müdigkeit ein. Karin fächelte sich mit einer Zeitung Kühlung zu, hing wie ein nasser Sack in ihrem Stuhl und starrte mit leerem Blick in die Ferne. Auch ich streckte die Beine aus und ließ die Arme baumeln.

Iris hustete, schlürfte ein Schlückchen gespritzten Weißwein und murmelte bedauernd: »Die Engelstrompetenstöcke haben sehr gelitten, sie sehen ganz zerzaust aus.«

Karin grinste versonnen und sagte: »Du siehst auch ganz zerzaust aus, Iris.« Auch sie hustete, trank ihr Glas leer, schenkte nach und schüttete die Flüssigkeit gierig in sich hinein.

»Gereizte Schleimhäute sind ekelhaft, gell«, sagte Iris. »Wenn die Speichelproduktion nachlässt, kommt das Gefühl auf, anstatt der Zunge einen dicken Filz im Mund zu haben. Der Durst ist nicht zu stillen, und wenn es ganz schlimm kommt, stellen sich Herzrhythmusstörungen ein, die Panikattacken hervorrufen.«

Erschrocken schaute ich meine Frau, dann Karin an.

»Karin, ich weiß schon lange, dass du mir Hannes wegnehmen willst. Du hast Sex bekommen. Nur Sex«, murmelte Iris. »Du bist eine ganz schäbige Person und keine Freundin. Ich habe dich bei den Engelstrompeten gesehen. Heute Morgen wurde mir klar, weshalb mir seit Tagen so eigenartig zu Mute ist. Und deshalb ließ ich dich heute Abend beim Zubereiten vom Selleriesalat nicht aus den Augen. Du brachtest ein Tütchen ganz fein gehackte Zutaten mit, die du in meinen Salat gemischt hast.« Sie beugte sich vor, sagte leise: »Ich habe die Ananas auf einen anderen Salat gelegt und dir meinen gegeben. Es wird sich jetzt herausstellen, ob du mich umbringen wolltest.«

Ein ungläubiges Staunen breitete sich auf Karins Gesicht aus. Sie griff sich ans Herz, rang nach Atem. Ganz plötzlich kippte sie vornüber, fiel zu Boden. Mit glasigen Augen blieb sie liegen.

 
 
 
                        Die 4 Pforten des Träumens
 
 
 4pforten.d.traeumens
 Ich habe die Hölle durchwandert –
nach einem Stück Himmel gesucht.
Vor mir selbst auf der Flucht–
der Absturz in die Sucht.
Dann, eines Nachts, ein luzider Traum:
Vor mir vier Pforten in einem dunklen Raum.
Ich öffne die erste, trete ein,
schwebe in eine neue Welt hinein.
Die Vergangenheit ist entschwunden,
ich habe sie überwunden,
trete mutig durch die zweite Pforte,
wandle durch mir fremde Orte.
Die dritte Pforte steht weit offen
und ich stehe ganz betroffen
vor einem Spiegelbild.
Es lächelt mild.
Dieses Lächeln erkennend,
mich selbst beim Namen nennend,
will ich zu mir stehen,
mit meinem Spiegelbild zusammen gehen.
Die Liebe zu mir selbst gefunden,
die Vergangenheit verwunden,
trete ich durch die vierte Pforte,
lausche den lieblich klingenden Worten:
Ich bin frei!
Roswitha
 

 

Erwachsene Menschen sind für die Kinder dieser Welt verantwortlich:

Der Sexualtrieb sowie ein geordnetes und gesundes Sexualleben sind ein wichtiger und evolutiver Belang zur Ausgleichung der psychischen und bewusstseinsmäßigen Potenzen des Menschen.

Das Maß oder die Praktiken zur befriedigenden Ausübung der Sexualität liegt im Ermessen und der Selbstverantwortung jedes einzelnen Menschen, solange dadurch keine Drittpersonen an Leib, Psyche oder Bewusstsein geschädigt werden.

Die Überbevölkerung auf dieser Welt verlangt in keiner Art und Weise nach einem Verbot oder einer Mäßigung der sexuellen Aktivität, sondern vielmehr nach einer gezielten Geburtenkontrolle und entsprechenden Verhütungsmaßnahmen, um das unkontrollierte Bevölkerungswachstum zu bremsen.

Fazit: Das homosexuelle, lesbische oder heterosexuelle Sexualleben sowie die Ipsation haben für die psychische Entwicklung des Menschen auch einen großen spielerischen Charakter. Es muss nicht unbedingt in der Verantwortung einer Schwangerschaft und der Nachkommens-Zeugung enden – auch dann nicht, wenn der Papst und Konsorten das Gegenteil behaupten.

Die Unterdrückung der Frauen, ihre anerzogene Unwissenheit sowie die Unvernunft verantwortlicher politischer, traditioneller oder kultreligiöser Instanzen usw. degradieren die Frauen zu Gebärmaschinen.

Auch wenn diese Frauen auf die ›Aufgabe‹ des regelmäßigen Gebärens reduziert werden, bedeutet dies nicht pauschal, dass dadurch ihre bewusstseinsmäßige Evolution stagniert. Aus den Kreisen dieser Frauen sind wichtige Bewegungen zur Familienplanung entstanden, weil sie mit diesem Problem konfrontiert sind.

Ein Beispiel findet sich in Ägypten bezüglich der Klitoris Beschneidungen. Es sind nicht Männer, die das Verbot initiiert haben, sondern betroffene und mutige Frauen.

Die heutigen Ansätze zur Geburtenkontrolle in ›kritischen‹ Ländern sind ebenso nicht die Verdienste von Männern, sondern von starken Frauen.

Sicherlich aber gibt es Millionen von Frauen, die im kultreligiösen oder traditionsbedingten Kreislauf jährlicher Geburten ungewollter Kinder gefangen sind und sich dagegen nicht zu wehren vermögen.

Viele von ihnen werden zu den Geburten gezwungen wobei die Frauen entweder widerwillig oder willentlich alles über sich ergehen lassen und sich ihrem ›Schicksal‹ ergeben, weil sie in ihrer kontrollierten Unwissenheit nichts Anderes kennen.

Die Überbevölkerung trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, dass die Menschen einer gewissen ›Verrohung‹ anheimfallen. Die Rücksicht und die Nächstenliebe, bzw. die Ehrfurcht und der Respekt gehen dadurch verloren.

Der Frieden unter den Menschen in unserer Welt, die noch so viel meist unbeachtete oder missachtete schöpferische Schönheit birgt, ist nur wiederherzustellen, wenn jeder einzelne Mensch zuerst den Frieden in sich selbst findet. Nur so wird jeder dem anderen Liebe, Achtung und Respekt entgegenbringen können.

Beim Verfassen des Textes wurde ich großzügig unterstützt von:

Hans-Georg Lanzendorfer

© Roswitha Wegmann


 gleichheit.freiheit
 

 
JEDES Lebewesen ist ein Teilchen der Schöpfung.

JEDER Mensch ist einzigartig.

JEDER Mensch hat eine Chance verdient.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gleichheit und Freiheit
Acryl – 61x49

Abenteuer- Literatur: Die Darstellung der gesamten Bandbreite der Kunst Roswitha Wegmanns, würde auf dieser Webseite den Rahmen sprengen, daher kann ich hier nur einen kurzen Ausschnitt ihres Repertoires darstellen. Nach, wie vor bin ich beeindruckt von der Qualität ihrer Kunst, aber auch von ihrer Kreativität und ihrer Schaffenskraft. Ich wünsche Roswitha von Herzen alles erdenklich Gute und werde ihren Weg weiterverfolgen. Sollten sie neugierig geworden sein, auf diese großartige Künstlerin, lade ich sie dazu ein auch ihre Webseite zu besuchen.Ich bedanke mich für ihren Besuch.

30.05.2022/JL


Homepage: Roswitha Wegmann

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