Igel....auf der Suche

Als ich vor weit über 40 Jahren mit meiner Igelarbeit begann, war es Individualhilfe am notleidenden Tier. Schnell erkannte ich, dass es so nicht geht. Der Naturschutz, die Informationsarbeit musste dazu kommen. Jeder kennt vom Aussehen her einen Igel, weiß aber um seine Bedürfnisse, seine Lebensart so gar nichts.

Diese Tierart, die nicht zu den Nutztieren und auch nicht zum jagdbaren Wild gehört, wurde von der Forschung einfach vergessen. Dann hatte 1972 Prof. Grzimek von der zoologischen Gesellschaft Frankfurt und dort auch Leiter des Zoos eine Fernsehsendung, die ein Straßenfeger wurde.  

Ein Platz für Tiere.

Ein Sympathieträger war der Igel schon sehr lange und immer mal wieder wurden Tiere gefunden und man versuchte ihnen zu helfen –mehr schlecht als recht! Nun aber begann ein wirklicher Hype. Der Igel geriet so in den Focus der Öffentlichkeit, dass Jeder versuchte, Igel zu retten. Igelstationen schossen aus dem Boden. Leider ist der Begriff bis heute nicht geschützt und es wird nicht differenziert, Noch immer wird nicht nach Qualität der Pflege gefragt, sondern lediglich danach: Wo kann ich den Fund Igel abgeben. Sich selbst schlau machen, Verantwortung zu übernehmen ist die Sache Weniger, die unendlich viele Zeit, Arbeitskraft und auch psychische Kraft einsetzen, einmal um weiter individuell der Tierart zu helfen, die als Kulturfolger unendlich unter unserer Gleichgültigkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen leidet.

Wir nehmen den Tieren den Lebensraum, die Nahrungsvielfalt und wir gefährden sie auf so vielfältige Art und Weise, dass wir die verdammte ethische Verpflichtung haben, einem in Not geratenen Individuum so sachkundig wir möglich zu helfen, dass es einen Platz im Kreislauf der Natur wieder einnehmen kann.

Immer mehr frage ich mich, in welcher Natur, Immer mehr werde ich traurig, wie wenig ich im Verlauf der vielen Jahre, die ich für den Igel arbeite, für die Art erreicht habe.

Noch immer ist der Igel nicht Bestandteil tierärztlicher Ausbildung, auch tierärztliche Fachangestellte und Tierpfleger haben das Thema nicht in ihrer Ausbildung und wenn, dann wird es oberflächlich gestreift. und dieser Personenkreis wertet – und das macht mich so traurig. Es sind ja nur Igel. Klar bringen Igel mehr Flöhe als Mäuse (Geld) in die Praxis. Aber es sind doch notleidente, empfindende Tiere und die schlimmen Zustände, die sie mitbringen, sind menschengemacht und keine natürliche Auslese, wie sich viel rausgeredet wird.

Ach ja wie süß, heißt es oft, aber dann werden doch Gabionen gebaut, um sich abzugrenzen, Steinbeete angelegt, nicht heimische Pflanzen angepflanzt, die der heimischen Insektenwelt, den Nahrungstieren der Igel weder Nahrung noch Kinderstube bieten. Es wird sich bis zum Boden eingezäunt, damit auch keine Maus mehr durchschlüpfen kann, Teiche mit steilen Rändern werden angelegt, aus denen kein Tier, das hineingefallen ist, wieder raus kann. Unbedacht werden Gifte im Garten verwendet, die Schädlinge, Lästigen schnell eliminieren, ohne Rücksicht auf die Bodenbewohner, die wir so süß finden. Faul wie wir sind, verwenden wir für noch so keine Gärten elektrische Geräte, die die Arbeit erleichtert und verletzten damit auch noch die letzten Igel fürchterlich.

Natürliche Auslese?

Was nützen mir Anerkennungen für meine ehrenamtliche Arbeit, die ich erhalten habe, anerkennende Worte, die ich zu Hauf gesagt bekomme, was nützt es dem Igel, um den es mir geht? Was hat das alles mit dem Thema auf der Suche zu tun? Viel

Denn ich bin auf der Suche nach mehr Menschen, die wirklich nicht nur mit dem Mund naturverbunden sind, sich engagieren, ich bin auf der Suche nach ethisch denkenden und arbeitenden Tierärzten. Ich bin auf der Suche nach einem, nein nach vielen engagierten Mitmenschen, die meine Arbeit weitertragen, denn ich bin alt und krank geworden.

Jeder öffentliche Einsatz ist für mich so anstrengend geworden, dass ich oft denke –

I C H    KANN NICHT   MEHR!

Ich suche, auch danach, zu ergründen, was habe ich falsch gemacht, wie hätte ich öffentlichkeitswirksamer arbeiten können? Dabei habe ich in der Saison so viele Stunden im Keller bei den Igeln verbracht, wie Andere an ihrem Arbeitsplatz. Nicht mitgerechnet die Nächte, die ich aus dem Schlafzimmer ausgezogen bin, damit wenigstens mein Mann schlafen konnte und ich habe massenhaft verwaiste Babys aufgezogen, Die Mütter alle Opfer unsere Lebensart.

Verdammt warum finde ich keine Ruhe, wenn die Tierärzte immer noch, obwohl ich die Schließung meiner Station so öffentlich angekündigt habe, Igelfinder mit notleidenden Tieren schicken, ohne diese überhaupt mal anzuschauen. Mich packt die Wut, Sie ekeln sich vor den paar Flöhen, Zecken oder dem Eiter infizierter Wunden.

Ich suche –ich suche wohl den Rest meines Lebens eine heilere, schönere Welt – vergeblich.

© Karin Oehl

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