Kirchen..
Kirchen, einstmals der Mittelpunkt jeden Orts. Die Glocken riefen früh, um den neuen Tag zu beginnen Sie riefen, wenn ein neuer Mensch in die Kirche aufgenommen wurde durch die Taufe. Die Glocken verkündeten, wenn ein Paar sich vor Gott das Ja-Wort gab. Sie beurkundeten, wenn ein Mensch die Welt verlassen hat und zu Grabe getragen wurde. Die Kirche war da, sie war in den Schulen, im Unterricht vertreten und jede Religion in Deutschland gab es ja quasi seit hunderten von Jahren nur zwei gab es Konfessionsschulen.Und von den Kirchen unterhaltene Kindergärten und Krankenhäuser. Teils gibt es sowas noch, aber es ist so anders geworden. Die Religionen haben es übertrieben mit ihrem Machtanspruch an die Menschen bis in ihre Schlafzimmer und Partnerschaften hinein.
Ein Pfarrer oder Priester war eine Respektsperson und hatte in der Öffentlichkeit ein untadeliges, beispielgebendes Leben zu führen, an dem sich die Gemeindeglieder orientierten, orientieren konnten. Nach und nach kam es ans Licht, dass viele dieser ersten Menschen in den Gemeinden nicht Hirte, sondern verirrte Schafe waren und sind.Und es bröckelte auch der Glaube, weil so viele heute naturwissenschaftliche Erkenntnisse, nicht mehr alles glauben lassen können, was die Kirche lehrte. Es ist zu wenig durchgedrungen, dass die Lehren der Kirchen auch für die heutige Zeit noch unendlich viel Gutes geben können. Natürlich kann man die Geschichten nicht 1 :1 glauben, viele Phänomene kann man heute erklären, die nichts mit einem Wunder zu tun haben.
Dennoch denken wir mal nach: Die Menschen der damaligen Zeit konnten es so annehmen, weil ihre Erkenntnisse nicht dem heutigen Stand der Wissenschaft entsprachen.Man kann viele Wunder heute als Zeichen sehen, die den damaligen Menschen viel gezeigt haben, uns heute noch zeigen können. Nur haben es die Kirchen bzw., ihre Pastoren und Priester nicht gelernt, die gute Essenz aus den Mitteilungen der Bibel in die heutige Zeit zu übersetzen und verständlich zu machen. Das zusammen mit den heute verfügbaren Erkenntnissen und den menschlichen Schwächen der Pastoren und Priester hat zu einer Abkehr von den Kirchen geführt, die wieder aus Mangel an Mitteln Einrichtungen schließen ober an andere Träger geben müssen.
Erst heute wieder lese ich von der Entwidmung einer evangelischen Kirche, weil sich bestenfalls zum Gottesdienst noch zehn Menschen einfanden. Rituale im Leben der Menschen sind gut und wichtig. Ich denke an die Gute Nacht Geschichte für die Kinder vor dem Einschlafen. Ich denke an die Rituale in den Kirchen, die überall ähnlich waren, so dass man auch in einer fremden Kirche daheim war allem folgen konnte. Es war die evangelische Kirche, die begonnen hat, neue ansprechende Formen für ihre Gottesdienste zu finden, so, dass man als Reisender bald nicht mehr so schnell heimelig wurde, was aber der neuen Zeit geschuldet ist, um überhaupt noch junge Menschen für Kirche zu begeistern.
In der Kirche, in der wir getraut wurden, waren wir das erste Brautpaar. Wir erlebten dort noch unsere Silberhochzeit mit unseren Müttern. Und dann plötzlich war die Kirche nicht mehr da, es wurde auf dem Grund eine Schule gebaut. Für die Goldhochzeit waren wir heimatlos. Und so sind inzwischen viele Kirchengebäude entwidmet worden, Wohnungen entstanden Galerien, ja sogar Gaststätten.Immer weniger Mittelpunkte einer Stadt sind vorhanden. Baulich und historisch besondere Orte in Städten, ja die gibt es noch. Aber besonders auf dem Land fehlt der Mittelpunkt, Es fehlt so viel, auch der Zusammenhang der Menschen, das schöne vertraute Miteinander.
Sicher war es auch oft nicht schön, wenn jeder vom anderen fast alles wusste und getratscht wurde, was das Zeug hält, auch wurden Menschen ausgegrenzt, die Zielscheibe der Tratscherei wurden, weil sie ein wenig anders waren, anders lebten, anders aussahen.Der christlichen Lehre über Mitmenschlichkeit, Zuwendung hilfreicher Kritik und Liebe für den Nächsten entsprach das sicher nicht und Tratsch Liesen waren oft die, die sich den Pastoren und Priestern anbiederten und täglich auf den Kniebänken herum rutschten und die Rituale nur noch runterleierten, ohne Sinn und Tiefe.. Ich habe lange auf dem Lande gelebt und alles erfahren. Als junger Mensch war ich mal in einem besonderen Lehrgang des Deutschen Roten Kreuzes. Es wurde viel erzählt, auch kritisiert und wir hatten einen älteren Arzt als Ausbilder, wir nannten ihn wegen seines deutlich sichtbaren Toupets Dr. Doppelskalp, aber wir schätzten ihn sehr. Er prägte den Satz: „Wo Menschen sind, da menschelt es halt!“
Ja, und heute als ich die Zeitung aufschlug und mir die Meldung von der Entwidmung einer Kirche hier in ländlicher Umgebung ins Auge sprang, war es an der Zeit, mir einfach mal Gedanken zu machen und sie aufzuschreiben.
© Karin Oehl