Mutter mit 80?

Nein, meine Station ist zu? Zu? Was ist das? Wenn man so bekannt ist, dann kommen hilfesuchende Leute, die keine andere Station finden oder vor die Pumpe laufen, weil die Stationen voll sind oder nicht, bin nicht mehr leistungsfähig, einfach anstehen vor der Tür und dann? Na ja, hätte ich es nicht die vielen Jahre immer mit Herzblut gemacht, wäre es einfacher NEIN zu sagen. Wir haben Wurf Zeit, meine Kolleginnen haben zum Teil verletzte Igelinnen bekommen und nun haben die Junge bekommen. Ihre Kapazitäten sind erschöpft, wir arbeiten alle ehrenamtlich in unseren Privathäusern und viele sind noch berufstätig. Wir können nicht alle Igel der Welt aufnehmen. (nicht selten ist es auch eine Kostenfrage – wir sind keine öffentlichen Einrichtungen mit einem Geldsack dahinter!)

Hier wird immer wieder telefonisch oder auch per Mail um Hilfe nachgefragt. Nur mal so, wie es geht und es geht immer unerwartet und plötzlich: Wir haben einen gut gefüllten Tag hinter uns, mit Tierarzt, Besuch, und es erscheint eine völlig aufgelöste Nachbarin mit einem kleinen Eichhörnchen, welches ihr Hund im Fang, hatte, was aber wohl unverletzt war. Ich habe von kleinen Eichhörnchen keine Ahnung, aber ich habe Kontakte und mich mit vielen Telefonaten und letztendlich einer Fahrt zu einer Hilfsstelle um den Winzling gekümmert, das kleine Wesen in fachkundige Hände gegeben. Meine stacheligen Gäste und Hund sowie Katzen sind versorgt, mein Körper signalisiert: ES WAR GENUG! Gerade wollen wir die Abendnachrichten sahen, da geht das Telefon. Eine Kollegin hat von Leuten, die uns nahe wohnen schon einen Igelsäugling bekommen, sie selbst ist zu einem Elternabend in der Schule ihrer Tochter.

,,Karin kannst du mal bitte, ? Es ist dringend und - - - !“-Na ja! Karin kann- sie kann nicht NEIN sagen. Schon im Hausanzug mit gelöster Frisur, die notgedrungen gerichtet wird, sage ich zu und kurz darauf steht eine so liebe engagierte Finderin vor mir mit einem Winzling, der noch nicht mal eine Woche alt scheint, die Augen und Ohren noch geschlossen hat, der aber voller Fliegeneier ist. Zuerst habe ich mal das Tierchen gewärmt und ein paar Tropfen einer Elektrolytlösung gegeben, dass es den Stress erträgt. Es war total leer und lange unversorgt, dann ging es dran, die dicken Pakete von Fliegeneiern zu entfernen, das geschah, indem das Tierchen auch einer Wärmeflasche lag, sonst wäre es ausgekühlt, denn ich musste mit einer Flüssigkeit arbeiten.  Das kleine Wesen erholte sich zusehends und wurde agiler, nun konnte ich es füttern mit ganz wenig Aufzuchtmilch zunächst.

Das toileting wurde versucht, war aber erwartungsgemäß vergeblich, der Bauch war ja leer. Der kleine Bub kam in ein Wärmebettchen. In der Nacht stand ich drei Mal auf, um zu füttern und siehe da, endlich erschien auch ein Bächlein und ein kleines Häufchen.

Der Kleine schien sich sehr wohl in der Wärme zu fühlen und er nahm willig die angebotene Pipette, er erholte sich zusehends. Schmiegte sich an meinen warmen Händen und versuchte zu schnüffeln und zu lecken., als suchte es nach der Zitze seiner Mutter. So viel Vertrauen in so einem winzigen Lebewesen, kaum größer als mein Mittelfinger. Mein altes Herz schmilzt.

Gestern holte meine Kollegin es ab, als es in das kleine Transportkörbchen kam piepste es, als riefe es nach seiner Mama. Dennoch es ist gut, wenn es zu seinem Geschwisterchen kommt und diese Kollegin ist erfahren und sehr... sehr tüchtig und jünger und daher leistungsfähiger als ich. Der Kopf muss manchmal über das Herz entscheiden.

 

© Karin Oehl

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