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Aus der Zeit gefallen

Aus der Zeit gefallen

Ein Artikel in einer Zeitung, der provokant fragt: wer trägt noch die vom Vater vererbte Uhr, wer noch die Kleidung seiner Mutter?

Und da war das Thema, nach dem ich suche, was mich schon länger beschäftigt.

Im Laufe unseres Lebens sammeln wir viele Dinge an.

Als mein Vater starb, bekam ich von ihm nur noch ein Foto über meine Tante.

als meine Mutter starb, hatten wir die Aufgabe, so flott wie möglich zwei Wohnungen, voll mit Erinnerungen und Dingen auszuräumen, sie zu renovieren,

Viel zu schnell musste alles gehen, Dinge die mir von Kindheit an vertraut waren, mussten mit, Nach und nach habe ich den Bestand aber reduziert.

Manche Dinge wurden schnell entsorgt, vieles tut mir heute leid und ich möchte es zurückhaben.

Ja, Schmuck –man glaubt es nicht, ich trage sogar noch Schmuck meiner Großmutter. Es sind lieb gewordene Dinge, sicher aus der Zeit gefallen, aber immer noch schön.

Und sie fallen auf, wenn ich sie trage –zu modernen Dingen.

Hier im Haus finden sich Erbmöbel mit Geschichte, Lampen eine Uhr mit Geschichte. Und wir wissen, wir hängen an diesen Erinnerungsstücken, leben unser relativ modernes Leben

mit ihnen, mit der Geschichte, mit unseren Wurzeln, auf dem Boden der Grundlagen, die unsere Ahnen legten.

Wir haben Kinder und niemand wird einmal das wertschätzen, was uns wichtig und wertvoll war.

Niemand will mehr die Geschichten darum hören.

Der Journalist, der diesen Zeitungsartikel schrieb, hat es sehr richtig erkannt

Das Wertzuschätzen von Dingen, die Menschen zurück lassen ist nicht mehr modern. Es ist einfach schade darum

Wir kappen unsere Wurzeln, unsere Werte, erfinden Neues.

Das ist auch gut so, wenn ein alter Mensch stirbt, kann er nichts mitnehmen von dem, was er sich mal mit Freude angeschafft hat oder vererbt bekam.

Die Jungen müssen sich nicht in die Pflicht genommen fühlen, sich mit altem Kram zu umgeben, sie sollen sich so einrichten, wie es ihnen gefällt, wie sie sich wohlfühlen.

Und bei aller Sachlichkeit in den Dingen schwingt so viel Wehmut mit.

Auch wenn uns Dinge nicht so gefielen, wir haben Geschenke wertgeschätzt, Ererbtes weitergegeben und wertgeschätzt. Es ist nicht mehr modern.

Mit dem Wissen müssen wir uns schon heute überlegen –von was trennen wir uns rechtzeitig, wenn uns die Pflege der Dinge zu viel wird,

Mögen wir es wirklich noch? Ist es uns noch wichtig?

Gedanken gehen durch den Kopf und wir suchen – suchen einen Kompromiss? Suchen wir eine Lösung, gefühlsmäßig ganz abschließen zu können mit unserem Leben`?

Sind wir Realist genug, zu erkennen und zu akzeptieren, dass unser Leben endlich ist und die Welt sich dreht, dass es Zeit ist Abschied zu nehmen auch von unseren Vorstellungen und Wünschen und Hoffnungen?

Ich glaube, da liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor mir, die ich jetzt die Mitte der 70iger erreicht habe.

Ich suche nach einer Lösung, mit der ich leben kann, Man sagt, man wächst nicht mehr im Alter –doch man wächst mit seinen Aufgaben und einer Aufgabe ist es, uns in unserem Alter lernen, langsam sachte, Abschied zu nehmen. Menschen in unserem Umfeld sind schon gegangen, Wir werden eines Tages gehen, und wir werden unser Haus bestellt zurücklassen müssen.

Es ist ein Lernprozess des Alters, sich von Menschen, Vorstellungen, Dingen und Ansichten zu trennen. Wir müssen loslassen lernen, Es ist ein schweres Lernen.

………………………….

© Karin Oehl 26.07.2019

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