Winzi 2019“, hätte ein Igel werden sollen...

Ein schwerer Traum, man glaubt es kaum; 

kehrt immer wieder, quält, steht  im Raum. 

Ich stehe auf, gehe rum und atme tief. 

Es war mir so, als wenn jemand rief. 

Bin verschwitzt und komme nicht zur Ruh.  

Traum, was machst Du? 

Gibt es einen Grund, was lief am Tag, was nicht rund? 

War es der Tag allgemein, was könnte es sein? 

Ich weiß es nicht, finde keine Erklärung. 

Nur fühle ich mich unwohl. – Was lief wohl nicht rund,  

dass im Traum ich so stark damit bin im Verbund?  

Das Leben ist bunt, Ereignisse kommen und gehen. 

Viel ist danach noch im Traume geschehen. 

Ist es eine Ahnung, die mir was sagen will? 

Und plötzlich ist um mich alles so still. 

Ich schau‘ auf ein Bild, ich falte die Hände. 

Endlich ist dieser Traum nun zu Ende. 

Ich schau‘ nach dem „Winzi“. – Sie macht mir Sorgen. 

Dabei ist sie doch in der Wärme geborgen. 

Ich hab‘ es gefühlt. Wollte der Traum es mir sagen? 

Engel haben sie leise ins Jenseits getragen. 

Ich ziehe den Stecker. – Die Matte wird kühler. 

„Winzi 2019“ ist geborgen, braucht mich nicht mehr. 

Nur 13 Tage und Nächte sind es her,  

dass im Rinnstein sie lag, erst Stunden alt. 

Wurde aufgenommen, sie war schon so kalt. 

Ich weine still und kann nicht mehr schlafen. 

So kurze Zeit währte ihr Leben, kein sicherer Hafen  

auf dieser Welt. – Keine Mutter, keine Natur gesehen,  

ihre Stimmen nicht gehört, ihre Nahrung nicht geschmeckt,  

sich nicht mit anderen geneckt. 

. . . 

- 2 - 

Hat sie je gelebt? 

Nahrung genossen und Wärme gefunden.  

Reicht das, um ein kleines Leben abzurunden? 

Gut meinen und – können und tun, und geben.  

Von Menschen, das ist nicht genug für ein Igelleben. 

Wärme und Futter, was kann man sonst tun? 

Streicheln und Kosen und Hoffen und Bangen. 

Es kann nicht langen,  

wenn einer nicht will, 

der beschlossen hat, sie zu sich zu holen. 

Dem müssen wir folgen. 

Wir sind nicht er. – Wir dürfen nur vertrauen 

und auf seine Weisheit bauen. 

Karin Oehl