Ein wunderschöner Sonntag..
Die letzten Tage entschädigen uns voll für die lange düstere feuchte Zeit. Seit Tagen scheint die Sonne herrlich und lockt Mensch und Tier ins Freie, so auch uns. Es soll in die Voreifel gehen, wo wir uns gut auskennen und wo es immer herrlich zu gehen war. Dass wir heute auf solchen Wegen nicht allein sein würden, war uns klar. Erst mal merkten wir , dass unser gewohnter Weg länger werden würde, denn die gewohnte Straße was gesperrt. Umleitung! Der Braunkohlenabbau fordert Umlegungen von Straßen, ein Dorf dort ist komplett umgesiedelt worden. Der große Abräumer stand schon vor Wochen nahe an der Straße. Der Umweg war doch schon ziemlich weit. Wenige Kilometer weiter plötzlich eine Schlange, Dann sahen wir es: Das große Besteck von Feuerwehr, Polizei, Rettungswagen war vor Ort. Die Straße war voll gesperrt. Das hat uns an so einem schönen Tag sehr emotional mitgenommen und wir kehrten um nahmen einen uns unbekannten Weg, der natürlich viel viel weiter war. Auf dem Weg fielen uns viele Wegkreuze auf, es ist so eine typische Voreifeler Rennstrecke für Motorradfahrer und gerade der Weg schien viel Opfer gekostet zu haben. Wir sind sehr sehr nachdenklich geworden, dachten erst daran , umzukehren, aber diesen schönen Tag wollten wir nicht so beenden. Letztendlich erreichten wir den Weg, den wir gehen wollten. Wie erwartet, waren wir nicht allein, aber dass so viele Radfahrer und Fußgängergruppen ihn nutzten, war dann doch für uns nicht so angehen.
Viele Viele Jahre zuvor haben wir damals noch mit unserem Irisch-Setter den Rückweg auf der anderen Seite der Rur und der Bahn genommen. Dass er weiter war, war uns noch in Erinnerung. Aber damals liefen wir noch frei und munter ohne Hilfsmittel. Mit Rollator war alles anders. Das erste kleine Stück war eng und sehr mühsam, von einem kleinen Felssturz etwas verschüttet. Wenige Menschen kamen uns entgegen. Sie berichteten, dass es noch ein wenig so weiter ginge, dann würde der Weg aber weiter werden. Nein ein Zurück gab es für uns nicht. Der Frühling ist in der Ecke noch längst nicht so weit, wie hier, dennoch bemerkten wir am Wegrand einige Veilchen, die vorsichtig ihre hübschen Blüten der Sonne entgegen reckten
Tatsächlich wurde der Weg weiter. Es ging ständig bergauf, verflixt, es müsste doch weiter unten einen Weg entlang der Bahnlinie und der Rur geben. Pustekuchen! Der Weg war steinig, ja dicke Brocken lagen auf dem Weg, unterschiedlicher Dicke , ich habe mir mit Rollator meinen Weg mal mehr rechts, dann mehr links suchen müssen. Mein Mann ging voraus, nahm Knüppel, die auf dem Weg lagen, weg. Wir mussten pausieren, Bänke gab es auf dem Weg nicht, eine kleine Mauer und der Rollator. Da es trocken und sonnig war, kein Problem für uns, immer wenn wir dachten, es muss doch langsam wieder bergab gehen, ging es noch höher hinauf. Am Weg fanden wir eine Gruppe Kletterer, die die Felsen, ein Konglomerat Gestein (eine feste Verbindung aus Buntsandstein und Kieseln - Die Eiszeit lässt noch grüßen! Es ging weiter, wenige Leute begegneten uns. Dann eine Quelle, ein Labsal für unseren alten tapferen Hund, wie nachlässig auch, für ihn kein Trinkwasser mitgenommen zu haben. Und dann nahm der Weg eine Wendung, die quasi in die Gegenrichtung führte. Es war aber nur eine langgezogene Kehre. Wir kamen mit Leuten ins Gespräch, die wir zuvor schon getroffen hatten, sie wunderten sich, dass wir Alten mit Rollator noch auf dem Weg nach oben waren. Es war der richtige Weg zu unserem Ziel, aber bis dahin war es noch verdammt weit und wie wir erlebten sehr mühsam wegen der rumpeligen Strecke. Und endlich eine Bank! Lange haben wir sie nicht genutzt, denn die Zeit schritt fort.. Und endlich führte ein Weg nach unten, aber was für einer? Eine fast ausgewaschene Rinne voller Felsbrocken und Steine. Von oben kamen noch sehr sportliche Radfahrer, ein Ausweichen war kaum möglich. Eine Pause machten wir auf dem Weg nicht mehr, nur noch runter, war unser Ziel. Wir waren langsam alle müde und die ollen Knochen haben signalisiert:,, ES REICHT! „Endlich am Ende dieser Hohlrinne ein etwas weiter werdender Weg, wir konnten das Ziel schon sehen. Da war noch mal eine Bank, die wir nutzten. Aber auch nicht lange, nur mal kurz verschnaufen war angesagt.
Weiter ging es bergab. . Endlich- über einen Weg zwischen zwei Kuhweiden ging es etwas weicher im Gras bergab bis zu einer Bahnquerung. Dort fährt häufig eine kleine Privatbahn. Und dann die Straße, und wir sahen unser geparktes Auto. Endlich nach drei mühsamen Stunden war es geschafft. Diesen Weg werden wir wohl in unserem Leben nicht mehr nutzen können und auch nicht wollen. Der Weg an sich war schön, keine Frage, aber für uns Oldies einfach zu mühsam. Im Auto schnauften wir erst mal durch, der Hund legte sich in seiner Kiste hinten hin und gab keinen Mux mehr von sich. Auch mal schön, kein Hundegesang. Auf einem anderen Weg ging es heim, nein, an der Unfallstelle vorbei fahren mochten wir nicht mehr. Es hat uns nachhaltig belastet, dass dort Menschen die wie wir, wohl freudig und arglos ins Wochenende fuhren dann sowas erleben mussten, vielleicht sogar nicht überlebt haben. Wir hatten mühsam ein wenig Abstand gewonnen von dem Schrecken. Daheim hat der Hund erst mal getrunken, getrunken getrunken und wir auch. Die Abendmahlzeit war nicht reichlich, musste es nicht sein. Schnell waren die erwachten Winterschläfer gefüttert und dann haben wir nur noch die Beine hoch gelegt und sind früh schlafen gegangen. Wir werden auch künftig so schöne Tage nutzen, ob es noch mal so weit, so anstrengend werden muss?Sicher nicht! Innerlich haben wir uns wohl von dieser an sich schönen Ecke verabschiedetUnsere Muskeln haben uns diese Exkursion etwas übel genommen, aber das vergeht wieder. Immerhin haben wir die schöne Ecke noch mal gesehen und dennoch genossen.
© Karin Oehl