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November, wo ist das Jahr geblieben?

November, wo ist das Jahr geblieben?

Als es begann, schauten wir in den Himmel auf das Feuerwerk. Ein langer Marathon von Arztbesuchen, Eingriffen, warten auf Befunde ging zu Ende. Das neue Jahr sollte endlich die Therapie bringen. Wir wussten, dass es noch mal eine anstrengende Zeit würde, aber wir setzten viele Hoffnungen darauf, die sich zunächst auch zu erfüllen versprachen.

Jahre zuvor hat unsere Hündin immer Silvester so gelitten, es war dramatisch ihre Angst zu erleben. Bei diesem Jahreswechsel schien ihr Gehör zu versagen, sie war ganz ruhig. Wer hätte gedacht, dass es ihr letzter Jahreswechsel war und sie im späten Sommer ihr Leben beenden musste. Man kann sagen: Na ja, sie war mit ihren 17 ½ Jahren ja eine sehr alte Hündin und hatte ihr Verfallsdatum längst überschritten! „Aber sie war charakterlich einfach eine Zaubermaus. Nein, die war nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber mit allem zufrieden, verträglich, nie hat sie uns Ärger bereitet, egal, wohin wir sie mitnahmen.

Unsere anderen Hunde und Katzen nie hat sie aggressive Züge gezeigt, im Gegenteil! Wie gerne ging sie mit uns spazieren, mit ihren Hundefreunden, und wie sie sich freute und bedankte, wenn sie wieder daheim war, an meinem Mann hochging und seine Hände leckte.Die letzte Lebenszeit war etwas anstrengend, sie schien nicht mehr zu hören und wenn sie sich an einem Geruch festgesaugt hatte, verlor sie uns, lief in die falsche Richtung, reagierte nicht mehr so. Aber sie orientierte sich an gewohnten Abläufen und fraß noch an ihrem letzten Lebenstag gut. Wäre da nicht die rasch zunehmende Lähmung gewesen. Sie kam nicht mehr hoch, rutschte auf ihren Exkrementen über den Boden. Das war unwürdig und das hatte sie nicht verdient. ‘Sie bekam noch Leckerlis mit Schmerzmitteln, sie kam einfach nicht mehr hoch, Ihre Augen baten uns förmlich: helft mir doch! „Und wir haben verstanden.Es hätte noch lange so bleiben können, aber nicht wie lange können wir sie haben, sondern was ist für unseren Hund, dass was nötig und richtig ist. Als die Tierärztin kam, lag sie auf einer Unterlage auf einem Stuhl neben ihrem geliebten Herrchen, wurde gestreichelt und bekam noch viele liebe Streicheleinheiten. Sie spürte den Piks der Tierärztin nicht mehr deutlich, schlief mit dem Kopf in Herrchens Hand sanft ein, manchem Menschen wünschte ich so ein würdiges Ende.

Wie alle unsere voraus gegangenen Haustiere blieb sie in unserer Nähe. Ein Taj Mahal machten wir ihr, wie allen anderen auch nicht, aber wir wissen, wo sie alle sind zuhause, da wo sie oft nach langer und schlimmer Odyssee angekommen und geliebt waren.

Und das Jahr ging weiterviel hat sich ereignet, Einiges war schön, anderes anstrengend, ängstigend, ja auch stressig, aber nichts war dann außergewöhnlich heftig. Bliebe es doch noch lange so! Nun ist schon wieder November, Das Jahr altert, wie wir altern. Das Jahr ist wie im Fluge vergangen. Dreht sich die Uhr schneller, wenn man älter wird? Als Kind dauerte alles so entsetzlich Lange, bis der Nikolaus, das Christkind kam. Heute erscheint uns die Zeit zu rennen und uns vorher zu treiben.Der verbliebene letzte Hund fühlt sich nach anfänglicher Irritation auch als Einzelkind offensichtlich wohl. Seine zwei Wegbegleiter, die zwei Kater altern auch, aber sind noch so weit fit. Es ist ein Traum, wie sie abends, wenn wir uns ins Wohnzimmer zurückziehen, alle bei uns liegen und wir automatisch streicheln.Der Tierarzt verdient sich langsam daran eine goldene Nase, wie auch wir die Mediziner häufiger brauchen, als in jungen Jahren. Soweit die Kräfte reichten, haben wir noch alles für uns regeln und besorgen können. Manchmal haben wir unseren Sohn um Hilfe bitten müssen. Auch im Haus und Garten brauchen wir Hilfe. Wenn ich so rund schaue das ist bei den alt gewordenen Nachbarn nicht anders, eher manchmal viel schlimmer. Und nicht allen ist es vergönnt, so lange miteinander zu leben.

Es gibt einen Spruch: Alt werden ist nichts für Feiglinge, er stimmt. Aber wir nehmen es wie es kommt, hoffen und wünschen, danken und leben. Wie wunderbar ist vertraut sein und Frieden, untereinander, in der Nachbarschaft, im Umfeld. Das ist Grund genug, zufrieden und dankbar zu sein.

 

© Karin Oehl

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