Du, gerade Du willst mit mir über den Tod diskutieren, amigo.
Du, dem er noch nie begegnet ist.
So lass mich Dir von ihm erzählen. Ich war oft dabei, wenn er kam.
Manchmal kam er schnell, wie ein Raubvogel, der seine Beute reißt.
Manchmal hat er sich angekündigt als sei er ein Gentlemen,
der eine alte Dame nach Hause begleitet.
Doch manchmal ließ er sich auch bitten, endlich seines Amtes zu walten.
Ich habe an einem Bett gewacht, amigo.
Viele Nächte lang eine geliebte Hand gehalten.
Habe die stumme unsichtbare Gestalt am Fußende um Gnade angefleht.
Die Erlösung ließ viel zu lange auf sich warten.
Eigenwillig ist er, der Sensenmann.
Alt wie die Welt und völlig unberechenbar.
Wahllos greift er nach arm und reich, jung und alt, gut und böse.
Ob ich ihn hasse, fragst du mich?
Ich schaue auf die Mauer meines Lebens. Zähle die fehlenden Steine.
Es werden immer mehr.
Irgendwann wird er den Grundstein herausreißen und sie wird einstürzen.
Warum sollte ich ihn hassen?.
Ihn, der mich aus meinen irdischen Mauern befreit.
Du willst mit mir über den Tod diskutieren?
Komm wieder, wenn er Dir die erste Wunde geschlagen hat.
Erzähle mir, was Du fühlst.
Dann amigo, bin ich bereit mit Dir über den Tod zu diskutieren.
So lass mich Dir von ihm erzählen
Relinda Heberl