Berliner Fernsehturm
(Versuch, einen Zeitensprung zu bewältigen)
Kugelgebunden
und langsam rotierend –
von hoch oben blickte ich auf meine Stadt,
d a m a l s,
als vor dem Roten Rathaus
noch die Fahne wehte mit dem Ährenkranz.
Die Raupe Stadtbahn
kroch durch das Häusermeer,
aber sie endete,
kaum einen Steinwurf entfernt -
und dort war auch meine Welt zu Ende.
Zwar wurden dem Blick keine Grenzen gesetzt,
doch ich schaute auf Unbekanntes,
das keinen Weg fand
in mein Inneres…
Der „Mont Klamott“ dagegen
drang in mein Erleben
und erzählte mir seine Geschichten
von den Trümmerfrauen
und ihren schwieligen Händen…
Die Autos
und die Menschen
bewegen sich auch heute noch wie Ameisen
da unten entlang,
aber es sind längst nicht mehr dieselben!
Ich schaue nicht mehr in Unbekanntes,
wenn ich den Blick westwärts wende,
vom Fernsehturm hinab:
der Tiergarten und die Siegessäule
laden mich zum Bummeln ein,
und im Reichstag
wird wieder Politik gemacht…
So hat sich die Zeit gewendet
und ich lebe in ihr.
Zwar schlägt Freude schnell einmal um
in Unzufriedenheit,
aber:
den Lauf der Zeit
will ich heute
nicht mehr zurücknehmen…
©lyrikdgr