Selbsterkenntnis von Sethz


Mittwoch, 11. Juli 2007

Die Blätter brannten nicht. Die Ränder der beiden Papierseiten begannen schumrig zu glühen. Langsam. Sehr langsam überzog ein schwarzer Streifen die zerknüllten Seiten, gefolgt von eben diesem glühenden Rand. Zurück blieb Asche. Sie zerfiel nicht einmal. Eher wie vergilbt, nicht wie in Flammen aufgegangegangen wirkte sie. Die Asche zerfiel nicht.
Nicht mal das war ihm vegönnt. Keine Flammen. Kein Zerfallen. Symbolloser konnte all das doch gar nicht mehr ablaufen. Vielleicht war es das ja auch nicht. 

 Er wandte seinen Blick vom Geschehen im Kamin ab. Vielleicht sollte er ja darüber schreiben. Nein. Nicht noch einmal. Die geschriebenen Zeilen denen er sich gerade entledigte. Sie genügten.
Wie dumm von ihm. Er hatte sich eingebildet fähg zu sein, in Worte zu fassen was er sah. Regen. So etwas banales wie Regen. Fast so banal wie Papier das hinter der Glasscheibe eines Kaminofens verbrennt. Nein. Nicht einmal das hatte er geschaft. Dabei war alles wie er es sich vorgestellt hatte. Die Inspiration war da. Er blickte aus dem Fenster als sie ihn überkam. Er lies Emotionen auf sich einströmen. Erste Formulierungen begannen in seinem Geist Formen anzunehmen. Nach Papier und Bleistift musste er nur kurz suchen. Die ersten Zeilen. Gedanken in Worten in Versen in Strophen. Nein. soweit war er nicht gekommen. Ab der Hälfte der Seite begann er sich zu fragen ob es Sinn machte was er schrieb. Sinn. Was für ein Frevel. Jeder der sich selbst als Künstler empfindet. Jeder... Jeder hätte ihn vor soetwas Dummen gewarnt. Und doch geschah es. Er begann erste Formulierungen zu überdenken. Er strich einzelne Wörter, Verse und er fügte neue hinzu.
Er fand es kitschich.Überemotionalisiert. Es passte nicht zu der Form die er dem Gedicht und die er auch sich selbst gegeben hatte. Er wollte sowas nicht schreiben. Scheitern folgte auf den Versuch, sich genaer an das zu erinnern, was zu fühlen war als er aus dem Fenster über die Straße blickte. Nein. Keine Worte für soetwas lebendiges. Es war nur Regen. Kein Sturm oder Wolkenbruch. Nur Regen. Konnte es wirklich so schwer sein?
Alles was er versuchte misslang. Neue Seite. Neues Gedicht. Nein. Eine Zeile. Nichts. Leere Worte, keinen Sinn. Stumpfes Rumgesülze. Ihm vielen noch andere Bezeichnungen ein, doch er wolte nicht.
Ein leichtes Ziehen, ein Riss, dann der Zweite. Beide Seiten. Dann nur noch ein Knäul in seiner Hand. Ein Blick zum Papierkorb. Nein.
Nicht dramatisch genug. Er dachte wie der Regisseur eines billigen Actionfilms. Nicht wie der Poet, der er hätte sein wollen. Er wusste es und es war ihm gleich.
Der Ofen. Fast aus. Doch die Glut hätte reichen können. Der Griff ist heiß. Der vedammte Griff der Ofentür ist heiß. Das sollte kein Hindernis sein. Oder doch? Zögern. Ein Blick auf die Blätter in seiner Hand. Nein. Nichts. Nur Tinte auf... . Nein kleinste Graphitteilchen die sich in der rauen Oberfläche des Papiers verhackt hatten. Jetzt war er Realist. Schwachsinn. Nichts war er. Nur Leere. Der Papierkorb. Ein größerer Bogen zusammengerolltes Papier reichte um die Hitze von seiner Hand fernzuhalten. Klappe auf. Papierknäul rein. Nun doch Schmerz. Daneben gefasst. Das hätte es wert sein sollen. Zu sehen, wie die Flammen ihr Machwerk tun. Schon immer hatte ihn das Feuer fasziniert. Doch jetzt.
Keine reinigende Flamme. Rauch. Kein helles Aufleuchten. Die Blätter brannten nicht.

Er schrieb.

Veröffentlicht am:
21:23:21 11.07.2007

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