Alltag von Angelika Petri

 Noch mal Alltag, den haben wir ja immer…
Julchen will ihre Maus zurück.............
 
Ich krauche wie eine Depperte unter meinem Schreibtisch herum..
Warum?
Weil sich dort eine kleine graue Winzigmaus versteckt hält..
Ich hasse es, wenn mir meine Katzen die Mäuse ins Haus bringen,
ich versuche es ja zu verstehen, es sind „ Gastgeschenke“, quasi Frühstücksbrote für mich, die ich für „ in die Pfanne zu hauen“ kriege – vielleicht noch mit einem leckeren Ei darüber gekleppert, aber muss das denn sein?
 

Ich schimpfe liebevoll mit Julchen, weil die mir damit wieder Arbeit aufbürdet, denn die hat sie mir hereingebracht, wahrscheinlich wollte sie in Zukunft alleine für ihr Spielzeug sorgen....

Eigentlich hatte ich heute vor den Christbaum abschmücken, denn es ist ein wenig lächerlich wenn am 6. Januar noch überall halbtote Engelchen an den Zweigen hängen, aber daraus wird nun wohl nichts mehr.
Na gut, ich sag ja schon gar nix, in der Ecke wollte ich sowieso noch im Urlaub aufräumen. Bei der Gelegenheit finde ich vielleicht sogar ein paar Dinge wieder, die ich schon lange suche und dachte, ich hätte sie längst weggeschmissen.
Also hat die ganze Sache auch sein Gutes irgendwie.
 
Alles ist voll gestellt, weil ich ja alles sammle, egal ob das nun leere Kartons sind, in die irgendwann einmal wieder die elektrischen Geräte samt Gebrauchsanweisungen kommen, oder ob das nun Ordner sind, in denen sich meine diversen Geschreibsel verbergen.
Das hat man nun davon, wenn man „ eine Schreiberin aus Leidenschaft „ ist.
Ich sollte mein Motto von „ alles heb ich auf“ in „ alles muss raus „ abändern.
Julchen sitzt inzwischen mit einem leicht verblödeten Gesichtsausdruck herum ( T`schuldigung Julchen, ich wollte ja nicht persönlich werden - ) und überlegt sich wahrscheinlich, warum die Maus nicht von alleine aus ihrer Ecke heraus kommt. Tut die aber nicht, wäre sie auch schön blöd.
Von Zeit zu Zeit ertönt ein entferntes leises quieken aus der Ecke. Bestimmt überlegt sich die Maus auch was sie nun tun soll.
Julchen „ brütet „ in Schiffchenstellung davor „ so ein Mist“ denkt sie bestimmt, ich will doch spielen…warum kommt die denn nicht heraus, ich hab sie doch da reingesteckt....
Hat die etwa keine Beine...?
Die anderen haben`s noch nicht bemerkt, was für`n Glück.
 Ach nein, stimmt ja gar nicht, eben kommt Mimi durch die Zimmertür gewuselt und gesellt sich zu ihr, sie hat wohl Lunte gerochen, das es hier was zu spielen gibt. Nur leider guckt sie überall hin, nur nicht nach dort, wo sich die Maus versteckt hat, die natürlich längst den Platz unter dem von mir schon leer geräumten Bücherschrank mit dem hinteren Ende des Korbes vertauscht hat, in dem sich die Sommerplünnen verbergen.
Dort versteckt sie sich weiter und täuscht die Katzen....
Ich bin leicht erschöpft. Die Krabbelei unter die Schränke ist ganz schön anstrengend zumal sie sich nicht mal richtig gelohnt hat.
    Das kleine Ding, das ich nun schon einmal zumindest ganz in voller Körperlänge gesehen habe, ist ganz schön helle. Sie hat einen ganz spitzen langen Mäusemund - was mir sagt“ die fressen sie eh nicht“, eine Wiesenspitzmaus also. Ungenießbar, auch für Katzen.
Also auch kein Mord heute, da bin ich zumindest erleichtert.
Ich habe mit einem Kochlöffel darunter geangelt, bin mit Handtuch bewaffnet und gezücktem Glas zum auffangen auf sämtlichen Vieren gekrochen und kann nun wieder aufräumen.
Oder soll ich noch warten, bis WIR sie eingefangen haben?
Draußen regnet es. Zur Abwechslung bringe ich den Mülleimer hinunter um mich etwas zu entspannen.
Julchen will mit und rumpelt mit langen Haxen hinter mir drein, Mimi im Schlepptau.
„ Husch – hoch“ feuere ich sie an“ Mäuschen fangen“ und befördere die Hinterteile meiner Katzen in die umgekehrte Richtung, nämlich Treppe wieder hoch.
Das Schlafzimmer sieht mittlerweile wie ein Umzugsfeld aus, aber zumindest sind die Ecken neu aufgeräumt und geordnet.
Zwischendurch schreibe ich diese Geschichte, die keine ist, meist im Stehen, hier mal ein Satz, dort noch einen eingefügt, korrigiert und gespeichert, nicht dass mir die Katzen wieder das wild Dahingeschriebene löschen, so eins, zwei, drei – das machen sie nämlich gerne und dann steh ich mit leerem Blatt Papier da.
Der doofe Christbaum steht auch noch halb abgeschmückt da und nadelt vor sich hin.
Ich fordere Kasimir auf, doch mal gefälligst weiter zu entschmücken, aber der schläft lieber.
Seufz…alles muss man hier alleine machen.
Ein Tag wie jeder andere, ich fange hier etwas an, mache dort weiter, diese Wohnung hat einfach zu viele Zimmer.
Oder ich habe zuviel Zeit und deshalb verzettle ich mich.
Was ist schon Zeit, im Urlaub habe ich sie ja, ein Luxus, den ich liebe.
Ein Glück habe ich weiter keinen Termin heute, ich kann mich also weiter verzetteln, bis die Abenddämmerung hereinbricht, um dann wieder ein wenig Gedichtmaterial zu fabrizieren, das mache ich zu diesem Wendepunkt des Tages am liebsten.
Die Maus ist immer noch da und verhält sich still, wahrscheinlich ist sie auch müde vom vielen Hin und Her rennen.
Mein Blick verweilt auf den Plastikkästen, die ich aus dem Regal geholt habe und ich überlege, was ich da wohl drin habe.
Nicht lange überlegt, reingeschaut. Oh, weh…das hätte ich wohl besser nicht getan.
Zeitungsartikel, lange nicht mehr gelesen, zum merken aufgehoben, meine alten Zeugnisse, die mir ein Lächeln abnötigen, Bewerbungsunterlagen , so sah ich einmal aus, Aha....und alles Mögliche ist dort versteckt.
Jetzt will es gelesen werden um den verregneten Tag zu füllen, die Zeit zu vertrödeln, ich hole mir einen Cappuccino und lese…
Die Maus schläft, die Katzen schlafen… ach nein, Julchen sitzt immer noch wie ein Zinnsoldat aufrecht mit blitzenden Augen vor dem Schrank und wartet darauf, dass die Maus von alleine rauskommt.
Und Angel?
 
Ja, die macht das was sie am liebsten macht, wenn sie alleine ist, sie liest.
Um die Maus – kümmert sie sich später…
 
 
 
Dezember 2006



Veröffentlicht am:
14:06:28 23.09.2008

 

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