Keine Kommentare

Gedanken am Wahltag

Gedanken am Wahltag

Gedanken am Wahltag – Zwischen Pflicht, Zweifel und Hoffnung
Es ist nicht mehr zu verleugnen – die Tage werden kürzer.Längst ist uns die Wahlbenachrichtigung zugestellt, und heute ist der große Tag. Noch immer empfinden wir es als unsere bürgerliche Pflicht, dieser Wahlaufforderung nachzugehen. Wie sonst sollten wir unsere Wünsche, unser Wollen für unsere Kommune, unser Land ausdrücken? Noch können wir es auf diesem gewaltlosen Wege.

Demokratie – ein fragiles Gut
Wer weiß, wie die Wahl ausgeht? Wird sie unseren Wünschen entsprechen? Heute am späten Abend werden wir es erfahren. Aber so ist das nun mal in einer Demokratie – die Mehrheit hat das Sagen.Geht alles mit rechten Dingen zu? Die Wahlprogramme der Parteien entsprechen niemals in allen Punkten dem, was wir uns wünschen. Eigentlich könnten wir uns nur selbst wählen, wenn es danach ginge. Aber wir müssen uns der Mehrheit beugen und hoffen, dass unsere Stadt, unser Land, unser Staat von verantwortungsvollen, engagierten Menschen weitergebracht wird.Ein alter DRK-Arzt in Münster sagte einmal ganz gelassen:„Wo Menschen sind, da menschelt es halt.“Dieser Satz begleitet mich bis heute – einfach, ehrlich, treffend.

Kritik und Selbstreflexion
Wir kritisieren oft und gern andere. Doch meine Großmutter, eine einfache und doch so weise Frau, erinnerte mich an einen biblischen Gedanken:
„Den Splitter im Auge des Anderen sieht man, den Balken im eigenen Auge nicht.“Wie viel Wahrheit liegt darin – gerade in Zeiten, in denen Toleranz und Duldsamkeit zu schwinden scheinen. Christliche Werte zählen nicht mehr viel. Zu oft wird im Zorn das Messer gezückt, Menschen werden verletzt und getötet. Auch Worte können verletzen – und töten.
Und es sind nicht nur Zugezogene, nicht nur Ausländer, die solche Gewalt und Hass praktizieren. Wird jungen Menschen zu selten im Elternhaus beigebracht, dass man sich die Argumente anderer anhören, aufnehmen und verstehen sollte? Das bedeutet nicht, dass man sich verbiegen muss. Ich rede keinem Messerstecher das Wort – ganz klar: Nein!

Streitkultur statt Gewalt

Schon Martin Luther soll gesagt haben:„Mit Worten lässt sich trefflich streiten.“Streiten heißt nicht, sich in Wut hineinzusteigern. Es bedeutet Meinungsaustausch, Standhaftigkeit, Respekt. Es heißt, die eigene Meinung mit geradem Rücken zu vertreten – und anderen ihre Würde zu lassen.Doch es fehlt zunehmend an Toleranz und Mitmenschlichkeit. Möchten wir nicht dorthin zurückkehren? Ich übersehe nicht, dass es das Böse immer gab – auch in der sogenannten guten alten Zeit. Aber ist es nur meine Einbildung, dass es sich häuft? Oder sind es Vorurteile, weil so viele Menschen aus anderen Kulturen hier leben?

Integration oder Parallelgesellschaft?
Viele verstehen unsere Werte nicht, handeln anders, setzen sich anders durch. Passt das wirklich nicht zusammen? Mir scheint es so. Und wenn unsere Werte so wenig kompatibel sind – warum sind so viele Menschen aus einer für uns fremden Kultur hier? Warum bilden sie eine Parallelgesellschaft? Warum kommen wir nicht ins Gespräch?Sind Menschen wie Tiere – immer nur darauf aus, andere zu dominieren?

Alltag und Engagement
An einem solchen Tag wie heute fliegen früh am Morgen meine Gedanken. Die Wahlplakate verschandeln unsere Städte, und es wird dauern, bis sie verschwinden – nur um bald wieder aufzutauchen.Inzwischen geht das Leben weiter. Wir kritisieren weiter, leben weiter, versuchen, in unserer persönlichen Blase zurechtzukommen.Wie lange wird es noch gehen, dass sich Menschen engagieren und zur Wahl stellen – im Wissen, dass sie kritisiert und angefeindet werden?

 

© Karin Oehl

Pin It
Image
1155656

Aktuell sind 1076 Gäste und keine Mitglieder online

amanfang 2 270

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.