Durchhalten fällt schwer

Eigentlich ist meine Station Seit dem Jahresanfang  nach 40 Jahren offiziell geschlossen. Alt bin ich geworden und div. körperliche Einschränkungen fordern ihren Tribut.

Die Leistungsfähigkeit ist gesunken –das ist im Alter einfach so .

Aber - - -es gibt zu wenige Hilfsstellen und wenn man einmal so bekannt geworden ist ....

Noch immer schaffe ich es nicht, Menschen die noch ein Herz im Leibe haben mit notleidenden Tieren vor der Tür stehen zu lassen.

Wer kann erahnen, was in den vielen Jahren hier abgegangen ist? Wer es nicht gesehen hat, kann es sicher nicht.

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Es was Samstag und Sonntag –, ich habe alles organisiert, die Igelstationsbewohner werden versorgt und ich bin auf einer tollen speziellen Igel- Fachtagung. Das muß auch mal alle paar Jahre sein, denn man kann alt werden wie eine Kuh, man lernt immer noch dazu.

Am Sonntag nachmittag komme ich  mit dick geschwollenen Beinen heim, im Schlepp noch eine Hospitantin.

Hier geht das Telefon. ,, Hier liegt ein verletzter Igel , den  müssen Sie jetzt abholen!”

Ich erklärte, daß man ihn mir bringen muß und daß ich kein Pizzabote bin, den man bestellen kann und ich außerdem von einer weiten Reise käme und völlig fertig wäre., Nicht auch noch Igel abholen könnte.

Gern würde ich helfen – aber - - -- - -die Frau hörte nicht mehr zu, rief ärgerlich ins Telefon: Dann leck mich doch am Arsch!” und hing ein. Das wäre eine Fahrt von hin und zurück um die 30 km gewesen.

Sowas kommt leider häufiger vor, In der Öffentlichkeit hat man wohl die Vorstellung von einer Igelstation, daß man damit eine Institution vor sich hat, auf deren kostenlose Komplettleistung man 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr einen Anspruch hat, also incl. Bring und Hol-Leistung, die immer häufiger erwartet wird.

Ich muß es einfach mal  aufschreiben, weil heute morgen um 6 uhr 15 das Telefon ging, in Köln Nähe Messegelände läge ein kranker Igel, der Anrufer war wohl auf dem Weg zur Arbeit und meinte mich zur Abholung bestellen zu können, er hatte meine Daten aus dem Internet –(Das wäre wieder ein Weg von zusammen um die 30 km gewesen) Immerhin hat er mich nicht beschimpft, als ich ablehnen mußte.

Am Sonntag kam kurz nach diesem  bösen Anruf noch ein Anruf –die Anruferin kannte ich gut, sie brachte einen Igel, der schon sehr stark mit Maden befallen war. Er war auch verletzt.

Diesem Tier  konnte ich helfen.

Und dann die Krönung – ein Mann hatte im Garten gearbeitet und unbeabsichtigt eine Igelin verletzt, sie war schnell weggelaufen, er bekam sie nicht mehr zu fassen, fand aber ein

Nest mit 4 Jungen, die etwa einen Tag alt waren. Die Mutter kam auch nach Stunden nicht zurück, die Kleinen wurden schon von Fliegen heimgesucht.

Und seither bin ich stillende Ersatzmutter, das heißt, ich muß nicht nur am Tag alle paar Stunden füttern und die Ausscheidungen herbeiführen bei den Kleinen, sondern auch  nachts drei mal raus. Da bin ich doch, um wenigstens meinem Mann die Nachtruhe zu ermöglichen, ins Wohnzimmer auf die Couch umgezogen.

Wer einen hilflosen Igel findet, macht sich von dem, was wir Igelhelfer ehrenamtlich  tun, häufig neben Familien-und Berufsarbeit, gar keine Vorstellung.

Anders kann ich mir eine so häufig so geäußerte Anspruchshaltung gar nicht erklären.

Wer letztendlich sein Fundtier in die Station bringt, ist häufig erstaunt über die Vielzahl von Tieren und deren Schicksal. das uns wahrlich nicht kalt läßt. Die Arbeit machen wir gern, um zu helfen, aber sie geht nicht nur auf unser Zeitkonto, unser Budget, sondern auch auf unsere Psyche und ich denke, Beschimpfungen haben wir da nicht verdient.

Bewußt  sage ich   W i r !!

Was ich von mir schreibe, ist allen Igelhilfsstellen sehr gut bekannt.  Anderen Tierschützern übrigens genau so.  Auf der Tagung habe ich viele Kollegen getroffen zu einem Austausch.

Zum Glück gibt es sehr vernünftige und einsichtige, freundliche und hilfsbereite Menschen, die uns manchmal wirklich  überraschen und die schaffen es, uns so lange mit dieser Arbeit durchhalten zu lassen.

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© K.Oehl

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