Jetzt erzähle ich – Charly, der Pekinese!

Jetzt erzähle ich – Charly, der Pekinese!

Als ich auf die Welt kam, zusammen mit meinen Geschwistern, schien meine kleine Welt noch in Ordnung.

Später dann, als ich größer wurde, musste ich meine Hundefamilie verlassen, und weil ich ja so niedlich und süß war, nahm mich eine Menschenfamilie mit 4 Kindern auf.

Das ging mehr schlecht als recht, denn als Pekinese habe ich ein sehr eigenes Wesen und bin weiß Gott nicht die immer verfügbare, gemütliche Knutschkugel, die sich alles gefallen lässt.

Irgendwann – ich war wohl ca. 4 Jahre alt – brachte mich die Familie in die Tötung in Kroatien. Sie erzählten, sie würden umziehen und könnten mich nicht mitnehmen. Meine jetzigen Besitzer sagen, das sei eine Schutzbehauptung gewesen. Wenn ich es deutlicher formulieren könnte, würde ich ihnen wohl recht geben.

In der Tötung war ich nicht lange, drei Tage nur. Dann kamen Deutsche und holten so einige Hunde da raus. Ich hatte einen gültigen Impfausweis und so nahm man mich gleich mit. So was wie ich sei leicht zu vermitteln, meinten sie.

Es war eine lange, sehr anstrengende und nicht sehr angenehme Reise mit den vielen Hunden. Das Schaukeln, die Gerüche – neeeee, für einen Palasthund wie mich war das war eine Zumutung!

Dann wurden wir an einem Treffpunkt umgeladen. Ich kam mich mehreren Hunden in ein anderes Auto und letztendlich endete die Reise bei einem Paar, wo es viele Hunde gab. Nun, man hat sich arrangiert. Dort war man ja auch sehr nett zu mir und den anderen.

Und dann kam das, was mich als unkastrierten Rüden völlig wuschig machte: eine winzig kleine Hündin, die mit mir gekommen war, wurde heiß. Verdammt, roch das verführerisch! Ich bin ein Hundemann und drehte völlig am Rad; ich hätte doch so gerne … Aber sie war gar nicht willig, so sehr ich sie auch umwarb.

Mein Werben ging der Frau dort offenbar auf den Keks. Ab ging es ins Auto und hin zu einer Famiile mit zwei für mich viel zu großen Hunden.

Da sollte ich geparkt werden, bis die kleine Dame nicht mehr so verführerisch roch. Mensch, wat ein Ärger!

In der neuen Familie gab es noch 2 Kater – die haben mich völlig kalt gelassen und ich sie auch. Und weil auch die großen Hunde so lieb waren und ich sooooooooo süß und knuddelig,

wollten die Menschen mich gar nicht wieder hergeben. „So ein Kleiner geht noch auf satt“, meinte der Herr des Hauses.

Also waren wir drei Hunde. Der alte Herr Hund ließ mich völlig in Ruhe. Die ältere Dame Hündin war durchaus auch mal zum Spielen aufgelegt.

Eigentlich war meine Welt in Ordnung. Knuddeleinheiten, gutes Futter, schöne Spaziergänge und dann begann ich deutlich zu machen: Also es gibt Spielregeln

Kämmen mag ich nicht; wer mich ziept; wird gebissen.

An mein Futter geht man nicht; kommt man mir dann zu nahe, wird zugeschnappt.

Zecken aus dem Fell machen will ich nicht; es ziept: Frauchen wird gebissen.

Ich drohe nur kurz, aber dann werden die Finger filetiert.

Besonders Frauchen darf längst nicht alles. Ich bin Herrchens Hund. Wenn es schon sein muss, darf er mich mal kämmen, aber er muss dann immer ruhig und brummend mit mir reden, sonst geht das auch nicht. Wenn ich mir bei meinem langen Röckchen hinten mal vom Kot was drangelassen habe, darf Herrchen mich sogar waschen, aber bitte auf keinen Fall frottieren, dann beiße ich.

Irgendwann war es ganz komisch: Die beiden großen Hunde wurden sehr krank und beide Menschen haben sich intensiv um die zwei kümmern müssen. An einem Abend bekamen wir Besuch von der Tierärztin. Die Hunde bekamen Spritzen und dann waren sie ganz still. Frauchen und Herrchen hatten so nasse Augen und die Tierärztin auch – eine komische Situation.

Am anderen Morgen lagen meine Vierbeinerkumpel noch in ihren Körbchen und ich habe sie angestupst. Sie mussten doch mit auf die Morgenrunde. Aber die faulen Hunde haben sich nicht geregt … Sie rochen auch so anders und das mochte ich nicht. Ich habe das Zimmer verlassen und die Kater auch.  Und ich musste allein mit auf die Morgenrunde.

Früher sind sie immer aufgestanden und wollten mit. Warum nur heute nicht? Hier stimmte doch was nicht! Später haben Herrchen und Frauchen sie rausgebracht und dabei auch wieder so viel Wasser in den Augen gehabt. Die Körbchen wurden weggeräumt.

Nach und nach habe ich begriffen: Ich war jetzt der einzige Hund und das war eigentlich schön – viele Streicheleinheiten, Frauchen war sehr nachsichtig mit mir. Ich wurde allein verwöhnt, was das Zeug hielt, und langsam begann ich, die Prinzenrolle im Hause sichtlich zu genießen.

Allerdings machte Frauchen mir Sorgen. Sie war nicht glücklich mit mir allein. Ich habe ihr auch deutlich und oft genug gezeigt, dass ich nicht folge und sie nur mein Personal ist.

Dann sind wir verreist und plötzlich musste ein Hund neben mir im Auto sitzend. Nun gut, Begeisterung sieht anders aus, aber man ist ja nicht so. Zuhause bekam die Dame ein Körbchen, wurde plötzlich auch verwöhnt und dann hat diese verdammte Neue gewagt, mein Körbchen zu beschnuffeln und wollte da rein. Na sowas! Hatte sie noch nie was von Privatsphäre gehört? Und unter dem Bett wollte sie auch sein, aber da ist meine Höhle und ich musste ihr mal schnell sehr deutlich machen: Das ist mein ureigenster Bereich, Gustel, da hast du nichts zu suchen. Schlimm genug, dass du nun auch noch Leckerlis von Frauchen bekommst.

Inzwischen haben wir uns arraangiert. Diese Gustel ist ein hyperaktives Spielkind. Solange sie mich in Ruhe lässt, kann sie mit Frauchen spielen, wie sie will. Doch einmal hat diese Ziege doch gewagt zu tun, was ich nicht darf: morgens zu Herrchen ins Bett zu springen. Auch das habe ich sofort geregelt: Alle oder keiner! Und so klein, wie ich bin, da komme ich auch noch rauf. Ich glaube, inzwischen haben sie begriffen, dass das morgendlich Rudelgekuschel sein muss.

Ich habe es als Pekinese nicht leicht, meine Leute so einzunorden, wie es sich für ein Pekinesenheim gehört. Das musste mal gesagt werden! Und nun stellt es in den Blog!!!

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Charly, © Karin Oehl

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