Es ist November – und man merkt nichts davon. Oder doch?
Sinnend gehen wir durch den Wald, wie seit Jahren. Wir nehmen die Veränderungen in der Natur auf: Wir sehen das sich verfärbende Laub, hören die fallenden Eicheln und Kastanien, aber auch abbrechende Zweige und das leise Rieseln der Blätter. Wir riechen den sich verändernden Duft des Bodens, der so anders ist als im Frühling, wenn alles erwacht.
Der späte Herbst
Jede Jahreszeit hat ihr Schönes, doch gerade der späte Herbst mit seinem Laubfall besitzt einen morbiden Charme, der auch die Stimmung der Menschen beeinflusst. Ein Hauch von Traurigkeit liegt überall in der Luft. Gedanken wandern beim Gehen: Verwandte, Freunde, die einst mit uns gewandert, fehlen.
Die Zeitumstellung
Die Tage sind deutlich kürzer geworden, und auch die Zeitumstellung macht etwas mit uns. Würde man es doch endlich schaffen, auf die normale Mitteleuropäische Zeit zurückzugehen. Aber immer gibt es andere, die etwas zu meckern haben. Niemand will die Zeitumstellung, doch in Europa kommt man nicht zu Potte.
Im Wald
Zunehmend lichten sich die Kronen der Bäume. Ich schaue oft auf den Boden – nicht nur die Farben faszinieren mich. Oft ist der Weg so stark mit Blättern bedeckt, dass man ihn kaum erkennt. Leise und still laufen ist unmöglich, bei jedem Schritt raschelt es laut.Ich erkenne die Blätter der deutschen und amerikanischen Eiche, der Silberpappel, Marone, Kastanie, Ahorn, Hainbuche, Buche und einer Eichenart, deren Blätter fast wie die eines Feigenbaumes aussehen. Auch Haselnuss und vieles mehr. Die Farben sind vielfältig – vom hellen Gelb bis zu Rot und Rostbraun ist alles dabei.
Klima und Natur
Ja, das Klima spielt verrückt. Waren wir als Kinder im November in Mütze, Schal, Handschuhen und Wintermantel unterwegs und fanden Eis auf den Pfützen, so haben wir heute fast frühlingshafte Temperaturen.Noch werden Igel gesichtet, die auf Futtersuche sind. Sie können bei den milden Temperaturen und dem vielen Laub durchaus noch etwas finden. Doch die Wärme lädt sie nicht zum Winterschlaf ein. Käfer und Nacktschnecken, die ich früher oft von den Wegen rettete, sind nicht mehr zu sehen.Vogelgesang wie im Frühling fehlt gänzlich, obwohl hin und wieder ein Vogel zu hören ist – besonders der Specht, der in der Baumborke nach Insekten klopft. Auch der Eichelhäher schreit gelegentlich und warnt wohl das Wild vor uns Spaziergängern. Auf den Feldern sind Scharen von Rabenkrähen und Elstern zu sehen, die dort wohl Nachlese halten.Die Kranichzüge sind längst vorbei, und auch die Gänsezüge sieht man nicht mehr. Alte Wetter- und Klimaregeln scheinen nicht mehr zu gelten.
Mit den Hunden unterwegs
Und so wandern wir weiter, täglich andere Wege durch den Wald, mit unseren beiden Hunden. Wir hängen unseren Gedanken nach, beobachten, wie die Hunde ihre Gänge genießen, schnüffeln, andere Hunde begrüßen und fremde Menschen gelegentlich meiden. Sie laufen vor, blicken zurück und erahnen, welchen Weg wir einschlagen werden. Unglaublich, die Fähigkeiten der Tiere.
Heimkehr
Dann geht es in den Kannel ins Auto – ein Hops, noch ein Leckerli, und ab geht die Fahrt nach Hause. Sie wissen genau, in welche Tür sie müssen und was dann kommt: Futter, Wasser und anschließend Kuschelbett und Verdauungsschlaf.Und auch wir ziehen uns dann zurück.
© Karin Oehl

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