Gedanken und Empfindungen......
Das Jahr läuft. eigentlich wie immer, nur erscheint es mir immer schneller zu laufen, das sagen viele ältere Menschen. Inzwischen haben wir Mai, wo ist die Zeit seit dem Jahreswechsel hin und was ist inzwischen nicht alles geschehen?Ich gehe mit Hund und Partner durch die Natur alle Tage, bei jedem Wetter. Buschwindröschen Scharboxkraut und auch Grasnelken und Veilchen sind verblüht, das Blätterdach ist hellgrün und fast vollständig dicht geworden. Wenn die nun schon so kräftig scheinende Sonne da ist, ist es so angenehm, im Schatten zu gehen. Ein wunderbarer Duft von Maiglöckchen erfreut uns bei unseren Spaziergängen, Schöllkraut (Warzenkraut) blüht, Gundermann ist verblüht und auch Männertreu. Überall sehe ich Käfer und andere Insekten , also ist Igelnahrung da. Und Unterschlüpfe gibt es auch ausreichend.
Mich beglückt es immer wieder, diesen ständigen Wandel in der Natur zu beobachten und zu genießen. Und in der Wärme ist es sicher auch für Hundepfoten angenehmer, auf Naturboden zu gehen, als auf Asphalt. Meine stacheligen Wintergäste sind längst frei und ich hoffe, ihnen geht es gut dort in der Freiheit. Noch zwei Handaufzuchten sind heute bei mir, werden mich als ausgewachsene kräftige Tiere nach Vorbereitung aber auch morgen verlassen.
Wieder ein Kurs für Igelhelfer (meist Helferinnen, aber es ist manchmal auch ein Mann dabei,.) ist gelaufen. Es waren wie meistens nicht unerfahrene Igelpflegerinnen und Stationsbetreiberinnen und wieder war auch eine Tierärztin dabei.Und wie immer, sind die Damen(Und der Herr als Hahn im Korb) sowas von interessiert und emsig dabei und auch ich altes erfahrenes Igelweib lerne noch Neues von ihnen..Ich weiß also meine mehr als 50jährige Arbeit, für die nun doch schon auf der roten Liste der gefährdeten Tiere gelandeten Stacheltiere in Händen, die ebenso engagiert und sachkundig sind.
Der Verlauf der politischen Entwicklung macht mir zunehmend Sorgen, sehr viele Leute zeigen mir in Mails oder Anrufen , dass sie genauso besorgt sind.Manchmal wird mir Angst und Bange, um unsere """Demokratie""" wenn ich lese, wie daran herum gebastelt wird. Ich habe Angst um unsere Medien und Meinungsfreiheit. Seit der Corona Zeit ist unsere Gesellschaft so gespalten, dass man gar nicht mehr frei raus sagen kann, was man denkt, so erscheint es mir. Da entwickelt sich was, was an eine totalitäre Gesellschaft erinnert und viele Menschen merken es nicht. Es geht ihnen wie dem Frosch im Kochtopf, wo das Wasser zunächst angenehm ist, immer wärmer und heißer wird bis es zu spät ist.
Das alles ist ein Grund mit, mich so zu erfreuen an der Natur und darum genieße ich die täglichen Gänge mit meinem letzten verbliebenen Hund und natürlich mit meinem vertrauten Partner so sehr. Da kann man atmen und reden und niemand hört zu. Der Hund plaudert nichts aus, nichts wird aufgezeichnet, und mein Partner und ich sind ohnehin ein Kuchen , ein Ei. In meinem Alter kann man ohnehin nichts mehr reißen und ändern. Immer wieder kommt mir auch ein Lied aus meiner Jugend in den Sinn:
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen es bleibet dabei , die Gedanken sind frei. Und sperrt man mich ein in finstere Kerker, das alles sind rein vergebliche Werke, denn meine Gedanken durchbrechen die Schranken. Es bleibet dabei -die Gedanken sind frei.
© Karin Oehl