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Im Stadtpark (gegen Gewalt)

Im Stadtpark (gegen Gewalt)

… die alte Dame mit dem freundlichen Gesicht, auf dem sich trotz ihres hohen Alters kaum Falten zeigen, tippelt langsam zum nahe gelegenen Stadtpark zu ihrer Bank, wie all die Jahre, die sie nun schon hier lebt. Sie setzt sich so, dass die nun schon bleiche Herbstsonne noch einmal ihr Gesicht wärmt – das tut so gut. Ihr kleines Zimmer am Rande der Stadt ist in diesen Zeiten zu kalt und das kleine Fenster lässt wenig Helligkeit in den Raum.

Aus der Handtasche nimmt sie die Tüte mit den Brotkrumen und wirft diese den Vögeln hin. Eifrig kommen sie - kleine, dünne, dicke sowie Tauben und Enten, die sich vorwitzig unter sie mischen. Das ist ein Piepen und Schnattern zur Freude der alten Frau. Währenddessen kaut auch sie an ihrem mitgebrachten Butterbrot. Hier in munterer Gesellschaft schmeckte es ihr besser als allein zu Hause. Die rote Thermoskanne mit dem heißen Tee steht neben ihr auf der Bank.

In der letzten Zeit geht es ihr nicht so gut, vermehrt auftretende Schwindelanfälle und Herzbeschwerden machen ihr Probleme, doch bei dem alten Hausarzt, den sie seit Jahren kennt, ist es nun immer so voll und so schränkt sie diese Wege stark ein. Dieser redet ihr zwar gut zu, doch helfen kann er letztlich auch nicht viel und wenn er ihr einmal etwas verschreibt, kann sie das Rezept eh nicht in der Apotheke einlösen, weil das Geld von der geringen Rente nicht ausreicht. So begnügt sie sich und ist froh, dass sie es wenigstens noch bis zu der alten Parkbank schafft - zu ihrem Platz in der Sonne!

Plötzlich wird sie aus den Gedanken gerissen. Es grölt und lärmt aus den Büschen, nicht weit weg von ihr. Eine Horde Männer schreit und johlt in der morgendlichen, noch stillen Parkanlage. Sie steckt ihre restlichen Brotstücke ein und will ihre Thermoskanne an sich nehmen, als sie wie aus dem Nichts vor sich Männerbeine in schwarzen Hosen stehen sieht, darunter lange dünne Springerstiefel – oh – wie sie die kennt . Wie erstarrt rührt sie sich nicht und sieht plötzlich schemenhaft Bilder der Vergangenheit vor Augen. SS – Abzeichen an Uniformrevers und dann wie ein Echo den harten Klang von Stiefeln über Kopfsteinpflaster und die knappen, schnarrende Befehlsrufe von Offizieren. Dann fallen die Bomben, deren Detonation die Stadt erschüttert.

Es sind Sekunden nur, die sie zurück versetzt haben und als sie wieder in der Realität ist und zu dem Mann hochsehen will, trifft sie unverhofft ein Hieb am Kopf, während raue Stimmen hinter ihr Parolen singen, dann ein weiterer Schlag am Hals. Ihr wird übel vor Schmerzen. Lautlos kippt sie von der Bank. Zuletzt sieht sie im Fallen noch den blauen Himmel über sich und schnell vorüber ziehende Wolkenfetzen.

In den Nachrichten tags darauf wird es am Rande erwähnt: "Gestern früh wurde eine unbekannte Frau im Alter von ca. 80 Jahren im Stadtpark überfallen und übel zugerichtet. Sie verstarb auf dem Transportwege zum Krankenhaus. Täter unbekannt."

Spielende Kinder finden später hinter der Bank die rote Thermoskanne, zertreten und zerbeult, neben einer leere Tüte mit Brotresten. Ein paar Spatzen sitzen darauf und pieken daran herum. Doch sie fliegen nicht weg, als sich die Kinder nähern - so, als würden sie auf jemanden warten …

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