Mainz
Mainz
Das Mainz meiner Mutter
War ihre Kindheit
Waren die Cousinen
Die Verwandten in Hechtsheim und Bretzenheim
Waren die vielen Besuche später
War vor allem die Sprache
Das Mainz meiner Mutter
Gibt es nicht mehr
Es hat die stillen Höfe zugebaut
Die alten Häuser abgerissen
Und die Armut umgepflanzt
In die Architektur des Allerleis
Nur der Fastnachtsbrunnen sprudelt
Leichtigkeit und südliche Begeisterung
Hier hält die Lust ihren Narrenfächer offen
Und plätschert fröhlich Wassergesang
In die Gemüter der Mainzer Piddel
Einer davon war der Pate meiner Schwester
Da gehe ich doch lieber zum alten Gutenberg
Schaue ihm über die Schulter beim Drucken
Und dann freuen wir uns gemeinsam über
Jedes gelungene, liebevolle, kluge und gute Wort
Das dem Menschen die Würde und das Salz
Zum bekömmlichen Genuß – ganzkörperlich – ist
Da wird Mainz wieder
Zu dem Mainz meiner Mutter ...
18. April 2008
Waltraud Weiß