Linsen, Spätzle und Saitenwürstchen

Es war wieder einmal solch ein verflixter Tag, wie sie hin und wieder vorkommen.
Wir hatten verschlafen! Mein Mann war bereits stinkig und ohne Frühstück aus dem Haus und die Kinder hatte ich ebenfalls bei Kindergarten und Schule abgeliefert.
Als ich das Schlachtfeld daheim beseitigt hatte, stellte sich die Frage aller Fragen: Was koche ich heute Mittag?
Für das geplante Essen war es bereits zu spät, zeigte mir ein Blick auf die Uhr.
‚Macht nichts’, dachte ich. Da ich sowieso noch in den Supermarkt musste, würde mir dort schon etwas einfallen. Als ich so zwischen den Regalen unterwegs war, fiel mein Blick auf das „Dosenfutter“, wie es von meinen Kindern scherzhaft genannt wurde.
Es würde das schwäbische Leibgericht „Linsen, Spätzle und Saitenwürstchen“ geben.
Die Würstchen entdeckte ich abgepackt in der Selbstbedienungstheke und nun konnte nichts mehr schief laufen, denn etwas Speck hatte ich noch zu Hause.
Kaum daheim mühte ich mich mit der Büchse. Diese Dosenöffner waren von Männern gemacht und für mich jedes Mal dieselbe Plage. Das dritte „Werkzeug“ funktionierte und der Deckel war bis auf ein kleines Stück los. Nun bog ich ihn rauf und runter, um ihn mit Drehen letztendlich zu überlisten. Geschafft!
Kurz danach köchelten die Spätzle bereits im Salzwasser mit etwas Ölzusatz. Auch der fein gewürfelte Speck war ausgelassen und die Zwiebeln darin glasig genug. Noch etwas Mehl dazu und dann packte ich die Dose, um den Inhalt hineinzugießen. Ein metallischer Ton machte mich stutzig. War mein Topf zersprungen? Aber er sah doch noch heil aus! Als ich mit dem hölzernen Kochlöffel die Linsen umrühren wollte, bemerkte ich, dass etwas Festes sich kaum bewegen ließ. Mit einer Gabel und der linken Hand, zog ich dieses unbekannte „Ding“ mit verbrannten Fingern aus dem Behältnis.
Es war aus Metall, das war sicher! Und es war schwer! ABER WAS WAR ES?
Vorsichtig ließ ich dieses Etwas auf einen daneben stehenden Teller gleiten und nachdem ich es unter dem Wasserhahn gereinigt hatte, präsentierte es sich mir als ein kleines Maschinenteil, das wahrscheinlich beim Abfüllen versehentlich in die Büchse gelangt war.
Froh war ich, dass es NUR das war, hatte ich doch erst vor einigen Tagen einen Bericht im Rundfunk gehört. Dort wurde eine Maus in einer Konservendose gesichtet. Bei dem Gedanken schauderte es mich. Sollte ich das Essen entsorgen? Aber was könnten wir dann zu uns nehmen? In ein paar Minuten würden hungrige „Heuschrecken“, mein Mann, die Tochter und ihre beiden Brüder einfallen.
Ich beschloss nichts zu sagen und es war gut so, denn das „Menü“ hatte vorzüglich geschmeckt. Mein „Esst eure Teller leer, damit die Sonne scheinen kann“ wirkte, denn die Kinder langten kräftig zu und das Wetter nahm sich ebenfalls ein Beispiel daran.
Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel fuhr ich nachmittags erneut zum Supermarkt. Die Verkäuferinnen und der Marktleiter, die mich kannten, grüßten schon von weitem. Erstaunt blickte der Chef schon, als ich auf ihn zusteuerte und aus dem Papiertaschentuch dieses „Etwas“ auswickelte. Nach meinem Bericht fügte ich noch schmunzelnd an: „Vielleicht wird das Teil bereits vermisst?!“
Damit war für mich die Angelegenheit erledigt und nur noch das „Moment, bitte“, des Mannes hielt mich zurück.
Kurz darauf kam er mit einer Flasche Wein an und fragte: „Ist das so in Ordnung?“
Überrascht konnte ich nur mit einem Danke auf den Lippen den Markt verlassen.
Abends bei einem Gläschen dieses Getränks verriet ich meinem Mann das Vorkommnis.
Er meinte grinsend: „Das Essen war doch köstlich und der Wein schmeckt ebenfalls ausgezeichnet. An deiner Stelle würde ich mir noch ein paar solcher Dosen besorgen.“

Heidi Gotti

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