News 2022


Neben den literarischen Beiträgen finden sie hier auch Meinungen, Beiträge und Reportagen aus dem aktuellen Zeitgeschehen. Unternehmen Sie mit uns gemeinsam eine Reise durch dieses Jahr.
Unser Herz beinah' verzagt,
Wenn, von Krankheit überwunden,
Angst in unserm Innern nagt,
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt:
O! dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah':
Sehnen wir uns dann hinüber,
Steht sein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu,
Und wir beten nicht vergebens
Auch für der Geliebten Ruh'.
Steigt aus brennender Wälder Schoß.
Witwenjammer im Dorf will nicht sterben.
Die Soldatenfraun klagen ihr Los.
Schrie manch Bittgottesdienst ins Blau:
Aber rote Feuchtigkeit tränkte
Jetzt warm die zertretene Au.
Doch des Betenden Stimme schwand...
Deinen heiligen Leib sie zerteilen
Und sie würfeln um Dein Gewand.
zart und seltsam stolz gemacht,
aber immer wieder belagert.
Deine bewaffneten Profitkämpfe
haben Abfallkragen an
meinem Ufer hinterlassen , Trümmerströme auf meiner Brust.
Doch heute rufe ich dich an meinen Fluss,
wenn du den Krieg nicht mehr studieren willst.
Komm, in Frieden gekleidet und ich werde die Lieder singen, die
der Schöpfer mir gegeben hat, als ich
und der Baum und der Stein eins waren.
03. April 2022: One Day Virtual Retreat, Online-Event
21. – 24. April 2022: Literatur & Wein, Krems/Stein bei Göttweig
23. April 2022: Welttag des Buches
23. – 30. April 2022: 6. Aschauer Autorenwoche, Clausen
29. April – 01. März 2022: Miss Read: The Berlin Art Book Fair 2022, Berlin
📘Junge Newcomer
📙Max. 6000 Wörter, bis 20. Mai
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Die letzten Zeugen
Kinder im Zweiten Weltkrieg
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt
»Ich bat sie alle um eines«, schreibt Alexijewitsch. »Sich an ihre kindlichen Worte zu erinnern. An ihre kindlichen Gefühle. Zurückzukehren in jene Zeit, als sie noch Engel waren. Denn ich wusste: Mit anderen Worten lässt sich das nicht wiedergeben.« Oft sind diese Erinnerungen nur Bruchstücke, und doch haben diese Kinder Dinge gesehen und erlitten, die niemand, am allerwenigsten ein Kind, sehen und erleiden dürfte.
Nobel- und Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch erweist sich einmal mehr als begnadete Zuhörerin und große Chronistin. In ihren Texten versteht sie es, den Erfahrungen von Menschen in Extremsituationen, im Ausnahmezustand, einen einzigartigen Resonanzraum zu verschaffen.
Dass sie überhaupt von "Krieg" schrieben, nicht von "Spezialoperation", ist dabei schon das erste Risiko. Das Wort "Krieg" hat die russische Medienaufsicht Roskomnadsor verboten, was zu kafkaesken Disclaimern führt.
Auf der Seite des russischen Senders Echo Moskwy, der den Brief der Kinderbuchautoren veröffentlichte, heißt es, Roskomnadsor halte die Informationen über Gefechte in ukrainischen Städten und über den Tod ukrainischer Zivilisten "infolge der Handlungen der russischen Armee" für "nicht der Wirklichkeit entsprechend", ebenso wenig wie die Begriffe "Angriff", "Invasion" oder "Krieg" - die der Sender damit natürlich gerade nannte.
Alles Ringen um Verhandlungspositionen und inhaltliche Differenzen wie die Nato-Osterweiterung oder die Neutralität der Ukraine scheint überholt. Zieht man die propagandistischen Schlüsselbegriffe ins Kalkül, die Behauptung eines ukrainischen "Genozides" an der russischsprachigen Bevölkerung, die Notwendigkeit der "Entnazifizierung" eines Landes, dessen Präsident Selenskij Jude ist, hört man, wie russische Medien die Sanktionen gegenüber Russland wieder und wieder nicht als Boykott, sondern als "Blockade" bezeichnen wie einst um Leningrad, und beobachtet man, wie Putin am Sonntag im Beisein seines enorm bedrückt wirkenden Verteidigungsministers Schoigu und seines Generalstabschefs Gerassimow die russischen Nuklearwaffen in Alarmbereitschaft versetzt, dann geht es längst um Größeres. Im einsamen Herbst seiner Herrschaft schließt Russlands Präsident Putin rhetorisch an den glorreichen Sieg seines Landes über Nazi-Deutschland an, und niemand kann garantieren, dass seine Beschwörung eines finalen russischen Ringens mit feindlichen - diesmal: westlichen - Mächten nur Rhetorik bleibt.
Den Ukrainern hilft diese kontinentale, ja, universale Ausweitung des Krieges erst einmal nicht viel. Je mehr Waffen die alarmierten EU-Staaten schicken, darunter inzwischen auch Deutschland, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit von Hast und Härte auf russischer Seite. Nach dem verstolperten Einmarsch hat Russlands Armee wenig Interesse daran, dass die Eroberung mit einem immer besser ausgerüsteten Gegner noch schwieriger wird.
Im Zeitalter der Finsternis
Russlands Staatsfernsehen präsentiert Militärsprecher, die die Vermeidung ziviler Opfer als oberstes Ziel der "Spezialoperation" beteuern, während sich Moderatoren und Experten zugleich darüber empören, dass das ukrainische Regime seine Bevölkerung angeblich als "menschliche Schutzschilde" benutze. Es ist die Vorwegnahme künftiger Schrecken. Sollten Bilder getöteter Frauen und Kinder in Kiew oder Cherson auch in Russland ankommen, dann wären die Toten in dieser Logik nicht die Folge exzessiven russischen Waffeneinsatzes, sondern die Schuld der verbrecherischen ukrainischen Politik. In den Staatsmedien ist weiterhin die Rede von einer "Verteidigung des Donbass", als wäre nie ein russischer Panzer jenseits von Luhansk und Donezk gerollt.
Und doch wächst der Protest in Russland an, gerade unter Kulturschaffenden. Tausende Künstler und Architekten, Kuratoren und Galeristen, Kunsthistoriker und Fotografen aus dem ganzen Land haben Petitionen unterschrieben, ebenso 250 russische Comedians - wenn man so will: Berufskollegen des einstigen Komikers Selenskij. Es sei ihre Lebensaufgabe, Menschen andere Perspektiven nahezubringen und sie zum Lachen zu bringen. Krieg aber wecke einzig Gefühle von Angst und Ohnmacht, "egal aus welcher Perspektive".
Der ewig dissidentische Rock-Star Juri Schewtschuk rief zum Frieden auf. Der Geiger und Dirigent Wladimir Spiwakow sprach sich gegen den Krieg aus, das Moskauer Tschechow-Theater und der Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, Wladimir Urin. Der Krimischriftsteller Boris Akunin schrieb in der unabhängigen Internet-Plattform Medusa, ein neues, furchtbares Zeitalter sei angebrochen, furchtbar für die Ukrainer, furchtbar für die Russen, die von einem "Wahnsinnigen" regiert würden, furchtbar selbst für jene, "die jubeln": "Putinland und Russland ist nicht dasselbe", so Akunin: "Aber die Welt wird zwischen den beiden nicht mehr unterscheiden."
Die "Garasch", das Moskauer Museum für Zeitgenössische Kunst hat erklärt, es werde die Arbeit einstellen und alle Ausstellungen verschieben bis zum Ende der "menschlichen und politischen Tragödie" in der Ukraine. Man wolle nicht die "Illusion von Normalität" unterstützen. Die "Garasch" gehört Dascha Schukowa, der Ex-Frau des Milliardärs Roman Abramowitsch, der gerade die Leitung des FC Chelsea abgegeben hat.
Im Moskauer Kunstforum GES 2 ein paar Hundert Meter von der "Garasch" entfernt an der Moskwa, hat der isländische Künstler Ragnar Kjartansson seine Eröffnungsausstellung "Santa Barbara" vorzeitig beendet. GES 2 war erst im November - nach einem Besuch Putins - mit gigantischem Aufwand an Medien und Material eröffnet worden.
Moskauer Bars wie die "Strelka Bar", Klubs wie "Powerhouse" und unabhängige Kultureinrichtungen wie "Bumaschnaja Fabrika" wollen für die Dauer des Krieges keine Konzerte mehr geben oder ihre Einnahmen spenden. Auf dem Ausstellungsgelände BDNCh im Norden der Stadt sind alle Veranstaltungen zum bevorstehenden Masleniza-Fest abgesagt.
Man kann das als Krokodilstränen abtun, als späte Reue von Kulturschaffenden, die Putin nicht verhindert und es sich oft ganz gemütlich eingerichtet haben. Und natürlich spricht hier der westlich orientierte, mobile, urbane Teil der Gesellschaft, Künstlerinnen und Künstler, die Forschenden, die in Jahrzehnten Beziehungen zu westlichen Universitäten, Theatern und Museen aufgebaut haben und neben allem Entsetzen über Russlands Angriff auf das Nachbarland auch ganz direkt getroffen sind.
Auf Eis legen? Das wäre das Schlimmste
Wer in der Provinz wohnt und nie die Möglichkeit hatte, nach London oder Paris zu reisen, wer außer den staatlichen Medien wenig mitbekommt, der sieht keinen Grund für Empörung.
Kreml-Kostgänger wie der Regisseur Nikita Michalkow haben den anwachsenden Protest unter den Kulturschaffenden ohnehin längst diffamiert. Seinen Künstler-Kollegen gehe es gar nicht um die Ukraine, so Michalkow, sie "heulten" aus Angst vor Sanktionen, schließlich besäßen sie Haus und Yacht im Ausland, was ein interessantes Verständnis von den Einkommensverhältnissen russischer Künstler verrät.
Man denkt an Maxim Kantors hellsichtiges Buch "Rotes Licht" über die Krim-Annexion 2014, in dem eine russische Schriftstellerin im Fernsehen flötet: "Der russische Intellektuelle von heute muss wieder lernen, was Wahrheit ist. Wahrheit heißt Einigkeit."
Wie stark diese Einigkeit erodiert, wie tief der Riss nicht nur durch Russlands kulturelle Community geht, sondern auch durch die Gesellschaft, die auf einen Krieg gegen den Nachbarn und Särge mit russischen Soldaten nie vorbereitet wurde, dürfte eine der wichtigsten Fragen der nächsten Zeit sein.
Noch gibt es keinerlei Anzeichen für Verwerfungen an der Spitze, weder in den politischen noch in den wirtschaftlichen Eliten, geschweige denn in den Streitkräften. Wenn jedoch Jewgenij Roisman, Ex-Bürgermeister von Jekaterinburg, den Einmarsch in die Ukraine als "Verrat am eigenen Volk" bezeichnet, wenn sich nicht nur die Tochter des Putin-Sprechers Dmitrij Peskow, Elisaweta, sondern auch die Tochter des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow, Aischat, gegen den Krieg äußern, dann ist das nicht der Anfang vom Ende der Putin-Herrschaft, aber dennoch erstaunlich.
Es sind Tage der Solidarität, aber auch der Bekenntnisse. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Theater aufgefordert, mehr ukrainische, russische und belarussische Stücke ins Programm zu nehmen. Die Empörung über Valery Gergiev, Putin-naher Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, hält an. Zwar hatte er sich zum Krieg noch gar nicht geäußert, aber seine Auftritte in der Mailänder Scala und in der Hamburger Elbphilharmonie stehen dennoch in Frage. Auch der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter hat schon Konsequenzen angedroht. Kirill Petrenko und Anna Netrebko haben sich hingegen mit Friedensbotschaften gemeldet.
Und Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, will Projekte mit Russland erst einmal auf Eis legen. So einleuchtend das zunächst klingt: Für viele russische Künstlerinnen und Künstler dürften sich damit schlimmste Befürchtungen bewahrheiten.
Quelle:Sonja Zekri
Von rostiger Armierung taut
die letzte Hemmung, Fertigteile
verfügen sich und stehen stramm:
Komm. Paß dich an. Komm. Paß dich an.
Als meine Wut den Horizont verbog,
als ich den Müll nicht schlucken wollte,
als ich mit kleinen spitzen Verben
Bereifung schlitzte – Warum parken Sie? –,
als ich den Pudding durch ein Haarsieb hetzte
und ihm sein rosa Gegenteil bewies,
als ich mir Schatten fing, als Schattenfänger
bezahlt, danach veranlagt wurde,
als ich die Nägel himmelwärts
durch frischgestrichne Bänke trieb,
als ich Papier, mit Haß bekritzelt,
zu Schiffchen faltete und schwimmen ließ,
als Liebe einen Knochen warf
und meine Zunge sich Geschmack erdachte,
als ich beschloß, die Gürtelrose zu besprechen,
nur weil im Welken noch drei Gramm Genuß,
als ich, es nieselte, die Bronze leckte
und schwellenscheu die Fotzen heilig sprach,
als meine Finger läufig wurden
und längs den Buden jedes Astloch deckten,
als ich die Automaten, bis game over,
bei kleinen Stößen Klingeln lehrte,
als jede Rechnung unterm Strich
auf minus neunundsechzig zählte,
als ich bei Tauben lag und schwören mußte:
Nie wieder werde ich mit Möwen! –
als ich ein Ohr besprang, um Ablaß bat:
Zu trocken sind die Engel und zu eng! –
als nur noch Kopfstand mir Vokabeln gab:
Ich liebe dich. Ich liebe dich. –
Als Winterfutter aus den Mänteln
geknöpft und eingemottet wurde,
als sich das Treibhaus bunt erbrach –
Lautsprecher in den März gestellt –,
als Kitzel Krätze Fisch und Lauch
sich stritten, brach der Frühling aus:
Ich hab genug. Komm. Zieh dich aus.
Die kleine Schwester verschwindet spurlos
"Eine andere Zeit": Berührender Roman über Verluste
- 17.–20. März: Leipziger Buchmesse
- 21. März: 23. Welttag der Poesie
- 26. März: zehnter Indiebookday
Am 24. Februar 2022 ist die russische Armee in Teile der Ukraine einmarschiert. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland besteht seit 2014 und findet damit seinen bisherigen, traurigen Höhepunkt.
Storm, Theodor (1817-1888)
An die Freunde
Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun,
Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke
Wähnend selig nimmerhin zu traun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?
Ach, so viele tausend Menschen kennen,
Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehrten Schmerz;
Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
Unerwart'te Morgenröte tagt.
Nur uns armen Liebevollen beiden
Ist das wechselseitge Glück versagt,
Uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
In dem andern sehn, was er nie war,
Immer frisch auf Traumglück auszugehen
Und zu schwanken auch in Traumgefahr.
Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
Glücklich, dem die Ahndung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit Einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt;
Tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
Richtetest den wilden irren Lauf,
Und in deine Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Brust sich wieder auf;
Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
Da er dankbar dir zu Füßen lag,
Fühlt' sein Herz an deinem Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sicherhellen
Und beruhigen sein brausend Blut!
Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz,
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, dass das Schicksal, das uns quälet,
Uns doch nicht verändern mag!
Mein Buch des Monats Januar:
Kürzer kann ein erster Satz nicht sein: "Jakob wartet." Dieser Satz soll neugierig machen und die Leserinnen und Leser direkt in das Buch hineinzuziehen. "Wo wartet er? Worauf wartet er? Warum wartet er?", fragt Kirsten Boie. "Da denke ich, können solche kurzen Sätze ganz hilfreich sein." Und der Autorin gelingt es.
Sofort sind wir bei diesem Jungen, der im Juni 1945 irgendwo in Hamburg Eilbek hungrig in einem zerbombten Haus hockt. Ein früherer Nachbar hat ihn hier versteckt und versorgt ihn, doch jetzt war er schon zwei Nächte nicht mehr da. Jakobs Mutter ist Jüdin und nach Theresienstadt deportiert worden, der Vater ist tot. "Solange es den 'arischen' Teil in dieser Ehe noch gab, war der jüdische Teil zunächst sicher," erklärt Boie, "aber wenn der ums Leben kam, war es vorbei."
Viele Perspektivwechsel und verzahnte Geschichten
Auch von Traute und Hermann erzählt Kirsten Boie, immer wieder wechselt sie die Perspektive, mehr und mehr verzahnen sich die Geschichten: Trautes Familie ist ganz gut durch den Krieg gekommen, doch dem Mädchen ist es oft zu eng in der Wohnung, Flüchtlinge aus dem Osten wurden einquartiert. Der 14-jährige Hermann war HJ-Führer, sein Vater, ein überzeugter Nationalsozialist, hat im Krieg beide Beine verloren.
Alle zwei Stunden soll er nach dem Vater sehen, das hat er versprochen. Um zu gucken, ob er ihn nach unten tragen muss, ins Zwischengeschoss, wo auf der halben Treppe die Toilette für die vier Mietparteien ist. Wie sollte der Vater da sonst wohl hinkommen?
Buch über die Zeit kurz nach Kriegsende
Kirsten Boie beschönigt nichts, weder Hermanns Ekel noch die Verzweiflung des Vaters. 1950 in Hamburg geboren, hat sie noch auf Trümmerfeldern gespielt und ist aufgewachsen mit den Geschichten aus dem Krieg. Doch gibt es immer weniger Menschen, die davon noch aus eigener Anschauung berichten können.
Deshalb sei es ihr wichtig gewesen, ein Buch über die Zeit so kurz nach Kriegsende zu schreiben: "Ich hab ja immer das Gefühl, dass viele Jugendliche, die sich so in die rechte Szene begeben und zum Beispiel bisher ganz viel von der Shoah gehört haben - und das ist gut, das soll unbedingt so sein - dass die denken: 'Damit habe ich doch nichts zu tun. Ich bin doch kein Jude! Ich wäre auf der Seite der Starken gewesen!' Und da fand ich es einfach wichtig mal zu zeigen: Auch für Dich wäre es kein Spaß gewesen. Auch die Deutschen, die nicht verfolgt worden sind, haben am Ende des Krieges furchtbar gelitten."
Empathischer Roman, der klar Stellung bezieht
Dieses Anliegen ist deutlich spürbar, doch Kirsten Boie erzählt so plastisch aus dem Alltag ihrer Figuren, findet so viele Anknüpfungs- und Identifikationspunkte, dass die Zeit in manchen Momenten aufgehoben scheint. Und natürlich weiß sie, dass die Geschichte auch spannend sein muss. Wird Jakob seine Mutter wiederfinden? Kann Hermann der Situation Zuhause entkommen?
"Heul doch nicht, du lebst ja noch" ist ein dichter, empathischer Roman, der klar Stellung bezieht, doch lässt Boie allen Figuren ihre Würde. Ihre klare, einfache Sprache entfaltet schnell einen Sog und nimmt nicht nur Jugendliche mit in eine Zeit, die bis heute prägt. Und der letzte Satz ist fast ein Versprechen:
- www.ruedigerheins.de
- www.inkas-institut.de
- www.abenteuer-schreiben.eu
- www.experimenta.de
- www.haiku-garten.de

Der aktuelle Lyrikband von Rüdiger Heins
Die NebelHornGesänge sind eine lyrische Auseinandersetzung mit Sprache, die zu einem Klangerlebnis führen.
Ungewöhnliche Texte und ebenso eine ungewöhnliche Herangehensweise, mit Sprache zu experimentieren.
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Katrin aus dem Schrank
Ein Kinderbuch mit Illustrationen von Sigrun Schlodowitzki
Nach einer Erzählung von Rüdiger Heins
Das Kinderbuch erzählt die Geschichte von einer Katze namens Katrin, dem Berner Sennenhund Michel und dem Paar Lisa und Jupp.
Lisa und Jupp leben mit ihrem Hund Michel in einem kleinen Häuschen in einem Dorf an der Nahe.
Die beiden sind Aussteiger. Sie gehen keiner geregelten Arbeit nach und genießen das einfache Leben mit ihrem Hund. Lisa hat einen kleinen Garten gepachtet und einmal in der Woche verkauft sie auf dem Markt Gemüse und eingemachtes Obst. Außerdem hat sie eine Putzstelle in einer Arztfamilie. Jupp arbeitet gelegentlich bei einem Bauern auf dem Feld und im Stall.
Sie sind zufrieden mit sich und ihrem Leben und sie wünschten sich, dass es immer so weiter gehen würde. An einem Samstagmorgen im Sommer aber nimmt ihr Leben doch eine unerwartete Wende.
Sigrun Schlodowitzki, geb. Frick. Studium der Freien Kunst 1994 – 2000 bei Prof. Erich Reiling an der Kunsthochschule in Mainz. Freischaffende Künstlerin mit Atellier in Grolsheim.
Rüdiger Heins, freischaffender Schriftsteller mit Lebensmittelpunkt in Bingen am Rhein. Er ist Mitherausgeber der eXperimenta.
Im Buchhandel erhältlich oder gegen Rechnung bestellen:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!edition maya, ISBN: 978-3-930758-56-2
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