PRESSEMITTEILUNG / Deutsche Sprachwelt - 3. Lobrede von Christian Melsa

3. Lobrede von Christian Melsa

Jemand, der versucht, eine Sprache, in der er nicht wirklich zu Hause ist, so zu sprechen, als ob er das wäre, so tun will, als ob er das könne, der fällt damit schnell etwas peinlich auf. Der Versuch wirkt meist linkisch, das Ergebnis sperrig, das Verhalten maskenhaft, anbiederisch. Der authentische Fluß einer Sprache – oder sei es eine Subsprache, ein Slang, ein Dialekt – kann nur harmonisch klingen, wenn Wortwahl, Satzbau, Rhythmus, all die Elemente, aus denen sich Sprache aufbaut, mit feinem Nerv wohlgesetzt sind.

Bewußt oder unbewußt, das spielt dabei gar keine Rolle. Gedichte nun zu verfassen, ist ohnehin schon ein Balanceakt zwischen Leichtigkeit und Ernst, zwischen Spiel und Schwere, doch ihn mit Grazie zu vollführen, ist um so kunstvoller. Den Weg übers Drahtseil der zart schwingenden Gefühlssaite über die Tiefe des Unsagbaren zu finden, die Spannung zu halten und darauf einen ballettesk erzählenden Tanz darzubieten: in der Manege von www.abenteuer-literatur.de hatte ich das Vergnügen, Artistin Linda Wilken dabei zuschauen zu dürfen.

Die lyrische Sprache beherrscht die junge Dame so sicher, daß ich zu der Annahme neige, sie sei in Lyrien aufgewachsen. In meinem geistigen Ohr schillern die Verse aus ihrem geistigen Munde schlicht zum Begeistern, ihre Worte sitzen so angegossen an die Form der träumerisch anmutenden Gedanken und Gefühle, die sie umschreiben, man kommt gar nicht auf die Idee, sich geeignetere einfallen lassen zu können, zumal im Rahmen der Komposition, mit denen sie daherkommen.

So türmen sich die Worte zu Gebäuden wohlproportionierter Architektur, die trefflich das Thema des Gedichts zu einem geschlossenen Ganzen verdichten - ein guter Dichter rückt seine Gedanken dem Leser dichter, so dicht, daß er sich mit ihm gedanklich unversehens eins fühlen kann, von den Worten so verzaubert, in sie so versunken, daß man dabei das Lesen fast vergißt.

Der Anschein des krampfhaft Gewollten, Hingebogenen, Imitierten, der viele Amateurgedichte begleitet, er macht sich bei Wilkens Werken durch Abwesenheit bemerkbar (obschon sie ja gewissermaßen bereits Semiprofi ist, angesichts der Veröffentlichungen, von denen sie berichtet). Die Zeilen kaskadieren wie wunderschön gestaltete Gedankenflüsse dahin, glitzern in der Sonne eines wunderbar empfindsamen Gemüts.

Diese Sprache ist einfach: schön. Ein schlichtes Wort, eine schlichte Wahrheit. Ich harre neugierig dessen, was Frollein Wilken künftig noch hervorbringen wird und hoffe zutiefst, daß die Ausdrucksfülle ihrer Sprache nicht in der Trottroutine eines womöglich allzu profanen Journalistenberufs verkümmern wird. Meine Berufsempfehlung wäre: Schriftstellerin.

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