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Consulting

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von Helmut Schida

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Letzte Woche saß ich in einem Wiener In-Lokal und bemerkte, dass der Kellner, bei dem ich meine Suppe, den Tafelspitz und das Viertel Müller-Thurgau bestellte, einen Löffel in seiner Hemdtasche trug. Das sah ein bisschen seltsam aus, ich dachte mir jedoch nichts dabei.
Als kurz darauf der Piccolo-Kellner mit Brot und Servietten zu mir an den Tisch kam, sah ich, dass auch er einen Löffel in der Hemdtasche stecken hatte. Bei seiner nächsten Runde fragte ich meinen Kellner daher rundweg:


"Können sie mir vielleicht sagen, mein Bester, wofür der Löffel in ihrer Brusttasche wohl gut ist?"

"Nun", erklärte mir der Kellner, "die Chefs engagierten Andersen-Consulting, die ihnen wohl bekannte Expertenfirma für Effizienzsteigerung, um unsere Arbeitsabläufe zu prüfen. Nach einigen Monaten statistischer Arbeit kamen sie zu dem Ergebnis, dass unsere Gäste ihre Löffel 73,8 Prozent öfter als jeden anderen Gegenstand vom Tisch fallen ließen. Das macht etwa drei Löffel pro Stunde. Wenn unser Personal dafür gerüstet ist, können wir den Extra-Weg zurück zur Küche und damit pro Tag 1,5 Mannarbeitsstunden einsparen!"
Als er mit seinen Ausführungen fertig war, hörte man recht deutlich das metallene Geräusch, das Besteck verursacht, wenn es zu Boden fällt.

Der Kellner tauschte sofort den Löffel mit dem in seiner Hemdtasche aus und sagte zu mir: "Sehen Sie, ich werde den Löffel bei meinem nächsten Weg zur Küche austauschen, anstatt extra dorthin zu gehen!"

Ich war höllisch beeindruckt, während mein Kellner weitere Bestellungen aufnahm. Als ich mich wieder umsah, bemerkte ich, dass alle Kellner auch eine dünne Schnur aus ihrem Hosenschlitz hängen hatten und bei seinem nächsten Erscheinen an meinem Tisch fragte ich meinen Ober auch gleich danach.

"Nicht jeder Gast ist so aufmerksam wie Sie! Das erwähnte Consulting-Unternehmen fand auch heraus, dass wir selbst in der Toilette Zeit sparen könnten."
"Wie das?" fragte ich erstaunt.

"Ja, sehen Sie, indem wir uns die Schnur um den ..., Sie wissen schon, binden, können wir ihn, ohne die Hände zu benutzen, herausziehen und dadurch 76,2 Prozent der Zeit, einsparen, weil wir unsere Hände nicht jedes Mal waschen müssen! Sie sehen, Andersen Consulting macht sich bezahlt!"

"Okay, das gibt Sinn", bemerkte ich, "aber wenn die Schnur dazu da ist, ihn aus der Hose herauszuziehen, wie bekommen Sie ihn dann wieder hinein?"

"Nun", flüsterte er, "ich weiß ja nicht, wie das die Kollegen machen, aber ich benutze dazu den Löffel in meiner Hemdtasche."

Sprach’s und bediente am Nebentisch mit gelassener Höflichkeit zwei ältere Fräuleins.

h. schida   -  www.schida.at/


Veröffentlicht am:
09:42:37 11.10.2011

 

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